Bochum. . Die Edelstahl-Sparte von Thyssen-Krupp gehört erst seit wenigen Tagen dem finnischen Konzern Outokumpu, da gibt es in Bochum schon die erste Unruhe. Es geht um die vertraglich vereinbarte Wirtschaftlichkeitsprüfung, die der geplanten Schließung Ende 2016 vorausgehen soll.

Nachdem der finnische Konzern Outokumpu die Edelstahlsparte Inoxum von Thyssen-Krupp übernommen hat, stellt sich die Frage nach den deutschen Standorten. Die knapp 500 Mitarbeiter im früheren Bochumer Inoxum-Werk müssen sich voraussichtlich bis 2016 gedulden um zu erfahren, ob am Standort über Ende 2016 hinaus Edelstahl produziert wird.

Welche Vereinbarungen gibt es für das Bochumer Werk?

Die Arbeitnehmerseite hatte dem Verkauf von Inoxum nur unter der Voraussetzung zugestimmt, dass die Zukunft des Bochumer Werks offen bleibt. Outokumpu sicherte vertraglich zu, dass im Zeitraum 2015/16 aufgrund der dann geltenden wirtschaftlichen und strategischen Rahmenbedingungen geprüft werden soll, ob die Edelstahl-Produktion, genannt Flüssigphase, in Bochum über Ende 2016 eine Chance haben wird.

Wird sich Outokumpu an die Vereinbarung halten?

Saara Tahvanainen, Sprecherin des finnischen Konzerns, machte im Gespräch mit dieser Zeitung deutlich, dass Outokumpu an der geplanten Aufgabe der Flüssigphase in Bochum Ende 2016 festhalte. „Aus aktueller Sicht würden wir das Werk wegen der weltweiten Überkapazitäten schließen“, sagte Tahvanainen. Die Sprecherin ließ aber auch keinen Zweifel daran, dass Outokumu zu der Zusage stehe, 2015/16 einen wirtschaftlichen Überprüfungsprozess, wie ihn die Arbeitnehmerseite einfordert, einzuleiten. An dessen Ende soll die Entscheidung über den Bochumer Standort stehen. „Wir haben hohen Respekt vor den deutschen Gewerkschaften“, so Tahvanainen.

Warum ist in der Belegschaft dennoch Unruhe entstanden?

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In ihrer Donnerstagausgabe hatte die „Rheinische Post“ die Outokumpu-Sprecherin mit den Worten zitiert, die Überprüfung der Schließungspläne sei eine reine „Formalität“. Im Gespräch mit dieser Zeitung erklärte Tahvanainen das „Missverständnis“ mit einem Übersetzungsfehler. Betriebsratschef Bernd Kalwa droht bereits mit neuen Arbeitskampf-Maßnahmen. „Wir erwarten eine ordnungsgemäße Prüfung“, sagte er. „Das Bochumer Werk hat eine gute Chance.“

Welche Folgen hätte die Schließung des Bochumer Edelstahl-Werks?

In der Flüssigphase in Bochum arbeiten nach Outokumpu-Angaben knapp 500 Beschäftigte. Würde der Schmelzprozess im Ruhrgebiet eingestellt, bedeutete das nach Einschätzung von Betriebsratschef Kalwa eine „Zäsur“. Da auch der Edelstahl-Standort Düsseldorf-Benrath bis Ende 2016 aufgegeben wird und die Flüssigphase in Krefeld Ende 2013 auslaufe, würde ohne Bochum in Deutschland die Kompetenz für das Kochen von Edelstahl völlig verloren gehen und nur noch verarbeitet.

Wäre auch die Stahlproduktion von Thyssen-Krupp in Bochum betroffen?

Indirekt ja. Der Warmbreitbandstraße in Bochum droht nach Kalwas Einschätzung eine Unterauslastung, wenn die durchschnittlich 60 000 Tonnen Edelstahl pro Monat wegfallen sollten. Thyssen-Krupp müsste Stahl von anderen Standorten zum Walzen nach Bochum bringen, um die Anlage mit ihren rund 2500 Beschäftigten voll auszulasten. „Die Schließung der Flüssigphase wäre also ein doppelter Schlag für Bochum“, mahnt Betriebsratschef Bernd Kalwa.