Köln. Nach dem Überwachungsskandal hat das Ansehen des Discounters Lidl gelitten. Wie eine Umfrage unter Verbrauchern ergab, haben vier von zehn Kunden wegen der Affäre schonmal einen Bogen um die Handelskette gemacht - soviele wie bei keinem der Konkurrenten.

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© AFP

Der Ruf der Billig-Supermarktkette Lidl hat einer Studie zufolge massiv unter dem Skandal um Mitarbeiterüberwachung gelitten. Vier von zehn Verbrauchern hätten aufgrund von Berichten über die Arbeitsbedingungen schon einmal bewusst auf einen Einkauf bei Lidl verzichtet, erklärte das Marktforschungsinstitut Grass Roots am Montag in Köln. Insgesamt kauften Verbraucher trotz negativer Berichte aber häufig bei Discountern ein.

Die Konkurrenten von Lidl hätten bislang deutlich weniger unter negativen Meldungen über schlechte Arbeitsbedingungen gelitten, erklärte Grass Roots. So hätten beim Wettbewerber Norma nur rund zwölf Prozent der Kunden aufgrund von Berichten schon einmal bewusst einen Bogen um die Filialen gemacht, beim Marktführer Aldi seien es neun Prozent gewesen.

Am besten schnitten in der Studie die Supermarktketten Edeka und Kaiser's ab. Bei Edeka hätten nur 2,5 Prozent der Kunden aufgrund von Berichten über Arbeitsbedingungen schon einmal auf einen Einkauf verzichtet, bei Kaisers 2,6 Prozent.

Aldi unbeschadet

Lidl-Hauptkonkurrent Aldi hatte der Studie zufolge kaum unter Negativmeldungen über Arbeitsbedingungen bei Billig-Supermärkten zu leiden: In der Rangliste der Supermarktketten mit dem besten Ruf rangiert der Marktführer der Discounter auf Platz eins, gefolgt von Edeka und Kaiser's. Lidl landete auf Platz fünf. Unter den besten Arbeitgebern bei den Supermärkten rangiert Aldi auf Platz vier hinter Edeka, Rewe und Kaiser's.

"Aldi geht damit so gut wie unbeschadet aus der Diskussion um die Arbeitsbedingungen im Lebensmitteleinzelhandel heraus», sagte Grass-Roots-Geschäftsführer Johannes Broscheid-Vogt. Weitere Gewinner der Affären und Skandale bei Discountern seien die herkömmlichen Supermärkte wie Edeka oder Rewe. Edeka gelte nicht nur als bester Arbeitgeber, sondern habe in der Wahrnehmung der Kunden auch die freundlichsten Mitarbeiter. Ähnlich sei es bei Rewe.

Schlechte Noten

Als Arbeitgeber geben Lidl 57 Prozent der Befragten in der Studie die Noten «schlecht» bis «inakzeptabel», wie Grass Roots mitteilte. Konkurrent Norma schneidet dagegen nur bei rund einem Drittel der Verbraucher als schlecht ab, dicht gefolgt von Penny. Das beste Image als Arbeitgeber haben demnach Edeka und Rewe. Edeka erhält von rund 60 Prozent der Befragten die Noten «gut» bis «ausgezeichnet», bei Rewe sind es knapp 57 Prozent.

Trotz seines schlechten Rufs als Arbeitgeber braucht sich Lidl laut Studie aber keine Sorgen um das Ausbleiben der Kundschaft zu machen: Fast die Hälfte der Befragten gab an, mindestens zwei Mal pro Monat bei dem Discounter einzukaufen. Nur zu Marktführer Aldi gehen Verbraucher demnach häufiger. Rund 60 Prozent der Befragten gaben an, mindestens zwei mal im Monat bei Aldi einzukaufen.

Hälfte der Verbraucher stört sich nicht an Negativschlagzeilen

Insgesamt 46 Prozent lassen sich bei ihren Einkäufen laut Umfrage durch Berichte über schlechte Arbeitsbedingungen überhaupt nicht beeinflussen. Für die Studie wurden rund 2400 Verbraucher befragt.

Anfang vergangenen Jahrs war bekannt geworden, dass der Discounter Lidl in vielen seiner Filialen Mitarbeiter durch Detektive überwachen ließ. Medienberichten zufolge war dabei unter anderem systematisch protokolliert worden, welcher Mitarbeiter wie oft zur Toilette ging oder wer mit wem womöglich ein Liebesverhältnis hatte. (afp)

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