Siegen. . Die Hoppmann GmbH aus Siegen verkauft nicht nur Autos. Sie beteiligt ihre Mitarbeiter am Gewinn und fördert über eine eigene Stiftung zahlreiche soziale Projekte. Für ihr gesellschaftliches Engagement hat sie den Initiativpreis von WGZ Bank und WAZ Mediengruppe erhalten.

Ein Autohaus, das seit 1974 als Stiftung geführt wird und zahlreiche soziale Projekte unterstützt sowie jährlich die Hälfte seines verteilbaren Gewinns zu gleichen Teilen an seine Mitarbeiter ausschüttet. Für sein gesellschaftliches Engagement zeichneten WGZ Bank und WAZ Mediengruppe die Martin Hoppmann GmbH aus Siegen mit dem Initiativpreis NRW aus.

Eine Szene wie aus einem Film: Kurz nach der Wende fahren drei Männer gesetzteren Alters aus dem Westen kreuz und quer durch Brandenburg. Sie halten Ausschau nach sozialen Projekten, die sie fördern wollen. Einer von ihnen ist Wolfgang Belitz, heute 72, streitbarer evangelischer Pfarrer aus Hilchenbach-Dahlbruch und Vorstandsvorsitzender der Hoppmann-Stiftung. Das Autohaus Hoppmann ist vom christlich engagierten Eigentümer Klaus Hoppmann 1974 in eine Stiftung überführt worden, die soziale Projekte in aller Welt fördert.

Vorbild ist die christliche Soziallehre

Nach der Wiedervereinigung hatte das Autohaus seinen Umsatz vervierfacht und einen Gewinn von vier Millionen Euro erwirtschaftet. „Wir mussten etwas von dem vielen Geld in die neuen Bundesländer zurückbringen“, sagt Belitz.

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Der heute 85-jährige Klaus Hoppmann ist nicht der Typ pietistischer Siegerländer Unternehmer. Im Siegerland und weit darüber hinaus hat er Spuren hinterlassen. Die Idee nämlich, dass es sich gerade als Unternehmer lohnt, hartnäckig an einer besseren Welt zu arbeiten. Vorbild ist ihm die christliche Soziallehre. Das Bemühen um Gerechtigkeit fing schon an, als der junge Hoppmann 1957 als 30-Jähriger das Unternehmen übernahm, das sein Vater 1936 gegründet hatte. „Er hatte vor seinem christlichen Hintergrund Bedenken, ob es normal ist, wenn man über Nacht reich wird“, erläutert Belitz.

Mitarbeiter am Gewinn beteiligt

„Und dann hat er seine Belegschaft sofort mitgenommen auf seinem Reformweg.“ Und zwar in Riesenschritten. 1961 fing er damit an, 50 Prozent des Gewinns zu gleichen Teilen an seine Belegschaft auszuschütten. Die andere Hälfte reinvestierte er in das Unternehmen. 1968 wurde dann die „Mitbestimmung vollendet“, wie es Belitz ausdrückt. Seitdem stellt ein Wirtschaftsausschuss aus fünf Abteilungsleitern und fünf Betriebsräten die geschäftlichen Weichen in dem Betrieb mit acht Standorten im Siegerland und heute 244 Beschäftigten.

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„Das läuft bis heute hervorragend, die Entscheidungen wurden immer einstimmig getroffen“, berichtet Belitz. Zusätzlich sorgen Arbeitsteams aus Verkauf oder Werkstatt für Mitbestimmung am Arbeitsplatz. Belohnung für die Mitbestimmung ist Belitz zufolge die Identifikation mit dem Unternehmen, „die Leute sind stolz darauf.“ Und nicht nur das. Es rechnet sich auch. „Seit der Installation des Systems hatten wir kein Jahr mit Verlust“, ergänzt Hoppmann-Finanzchef Martin Schneider. Das Stiftungsvermögen wird jährlich mit einem Teil des Gewinns aufgefüllt und liegt bei 130 000 Euro im Jahr.

Projekte in der Region

Belitz möchte künftig verstärkt Projekte in der Region fördern. Neu ist deshalb ein Projekt für arbeitslose junge Leute zwischen 15 und 25 Jahren: „Schönundgut Erfahrungsfeld Fischbacherberg“. Jugendliche aus schwierigen Verhältnissen – Schulverweigerer, Abbrecher, Leute mit Vorstrafen, Drogenproblemen oder Schulden – lernen dort in einer Werkstatt auf dem ehemaligen Schießübungsgelände der belgischen Armee jeden Tag, mit Holz und Metall ihre handwerklichen, künstlerischen und sozialen Fertigkeiten zu entwickeln.

Jobcenter und Kreis Siegen sind mit im Boot. „Wir vereinbaren Ziele, aber wir verhängen bei Abbruch keine Sanktionen“, betont Belitz. Entwickelt werden soll auch das riesige Areal auf dem Fischbacherberg – mit Musik-, Theater- und Videowerkstatt, Freilichtbühne, Außenrestauration, Grillplatz und Streichelzoo.