Berlin. Die Befürworter der umstrittenen Gasfördermethode Fracking sehen auch in Deutschland erhebliches wirtschaftliches Potenzial für das sogenannte unkonventionelle Erdgas. Die Gegner befürchten Grundwasserschäden. In den USA boomt Fracking und führt zu einer Erdgasrenaissance, die sogar den Ölpreis sinken lässt.
Ein Blick nach Amerika lässt auch in Deutschland manche von einem neuen Energieboom träumen. Das Zauberwort lautet „Fracking“. So wird die Methode bezeichnet, mit der Erdgas aus tief gelegenen Schiefergesteinen gewonnen wird. Der US-Botschafter in Deutschland, Philip Murphy, sieht gewaltige ökonomische Vorteile durch den Förderboom. 1,7 Millionen Jobs seien bereits in den USA entstanden, die Verbraucher könnten sich über niedrigere Erdgaspreise freuen. Kritiker warnen allerdings vor gewaltigen Umweltrisiken. Der Bundesrat fordert nun eine Umweltverträglichkeitsprüfung, wenn ein Unternehmen nach Gas bohren möchte. Das ist bislang so nicht vorgeschrieben.
Die NRW-Landesregierung verlangt darüber hinaus einen bundesweiten Genehmigungsstopp für Fracking, bis alle mit der Technologie verbundenen Risiken geklärt sind. Auf Landesebene hatten die Ministerien für Umwelt und Wirtschaft schon im Sommer entschieden, dass es in NRW vorerst keine Genehmigungen für Probebohrungen fürs Fracking geben solle.
Riesiges Potenzial in der Fördermethode
Befürworter des Frackings sehen dagegen riesiges Potenzial in der Fördermethode: Damit könnte der gesamte Gasbedarf Deutschlands über Jahre gedeckt werden. Zurzeit bezieht die Bundesrepublik 90 Prozent des hierzulande verbrauchten Gases aus dem Ausland, vor allem aus Russland. Durch Fracking werde man unabhängiger, heißt es. In den USA habe Fracking sogar zu mehr Wirtschaftswachstum geführt, sagt US-Botschafter Philip Murphy. Die Folge sei eine „Re-Industrialisierung“ der USA, „da das herstellende Gewerbe Investitionen von bis zu 80 Milliarden US-Dollar in US-Chemie-, Düngemittel-, Stahl-, Aluminium und Kunststofffabriken plant“.
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Fracking-Gegner befürchten dagegen eine Verseuchung des Grundwassers durch den Chemikalieneinsatz. „Die Folge könnten Gift im Trinkwasser und Erdbeben sein“, warnt Susanne Jacoby von der Organisation Campact. Der Präsident des Umweltbundesamtes (UBA) macht sich ebenso Sorgen. „Wir wissen nicht, welche Chemikalien zum Einsatz kommen“, sagt Jochen Flasbarth. Bekannt sei nur deren Giftigkeit. Flasbarth mahnt daher zur Vorsicht bei der Anwendung der Technologie. „In den nächsten Jahren sollte man es nicht anwenden.“ Auch die Bundesregierung bleibt zurückhaltend. „Bevor Fracking zum Einsatz kommt, müssen sämtliche Bedenken ausgeräumt sein“, fordert Umweltminister Peter Altmaier.
13 Billionen Kubikmeter Rohstoffe
Die Bundesanstalt für Geowissenschaft und Rohstoffe schätzt die Vorkommen in Deutschland auf 13 Billionen Kubikmeter. Ein Zehntel davon könne man aus der Tiefe holen. Das reiche, um den Gasbedarf hierzulande 13 Jahre lang zu decken. Die Landkarte weist weite Teile des Landes, vor allem NRW, Niedersachsen und Bayern, als mögliche Fundstellen aus.
Das Gas ist in tiefen Gesteinsschichten eingeschlossen. Bohrungen können mehr als 5000 Meter in die Erde führen. Danach wird ein Gemisch aus Wasser, Sand und Chemikalien unter hohem Druck in die Tiefe gepumpt. Das reicht aus, um Risse in das Gestein zu sprengen und Gas freizusetzen, das dann nach oben strömt.