Essen. Elektronikbauteile und moderne Kameratechnik ermöglichen eine noch gezieltere Kundenansprache. Datenschützer kritisieren das scharf. Nicht nur Schaufensterpuppen können Kunden filmen. Die Modekette C&A testet RFID-Chips, um die Warenströme im Laden zu kontrollieren.
Tom Cruise erlebte bereits vor zehn Jahren, was in Kürze bald auch in Deutschland Realität sein könnte: Im Science-Fiction-Thriller „Minority Report“ hetzte der Hollywood-Star durch ein Einkaufszentrum der Zukunft, und eine virtuelle Nixe im Schaufenster erkannte an seinem Gesichtsausdruck, dass er besorgt dreinblickte.
Geht es nach dem Willen des italienischen Schaufensterpuppen-Herstellers Almax, dürfen sich Händler in Deutschland auch bald darauf freuen, ihre Kunden noch gezielter anzusprechen und die Verkäufe zu steigern. Denn in den Augen der Puppen sind Kameras eingebaut, die erkennen, wer gerade vor ihnen steht. So berichtet Almax-Geschäftsführer Max Catanese in der Berliner Zeitung von einem Puppen-Einsatz, bei dem herauskam, dass besonders Männer in den ersten beiden Tagen eines Schlussverkaufs zugriffen. Dementsprechend konnte die Auslage angepasst werden, um die Verkäufe zu steigern.
Noch keine Puppen mit Kamera in Deutschland
Bislang sind die Schaufensterpuppen in deutschen Geschäften laut Almax noch nicht anzutreffen. Namhafte Modeketten haben offenbar Zweifel an der Technik und scheuen damit verbundene datenschutzrechtliche Probleme. Auf Anfrage erklärte etwa das Modelabel H&M, solche Puppen nicht einsetzen zu wollen. „Das ist kein Thema für uns“, sagte ein Sprecher de Modekette. Auch C&A winkt ab. „Da ist bei uns nichts in Planung“, erklärte ein Sprecher.
Dafür setzen die Düsseldorfer allerdings auf den Einsatz sogenannter RFID-Chips. In fünf Filialen kommen die Elektronikbauteile zum Einsatz, um Warenströme innerhalb der Filiale besser kontrollieren zu können. „Wir haben unsere Chips außen an der Kleidung angebracht und weisen unsere Kunden auch darauf hin“, sagte der C&A-Sprecher. Außerdem könne man diese jederzeit abschneiden. In keinem Fall wolle man die Technologie dazu nutzen, Kunden auszuspionieren, so der Sprecher.
Kritik am Modelabel Gerry Weber
Genau dieser Kritik sah sich das Modelabel Gerry Weber ausgesetzt. Die Datenschützer vom Verein Foebud warfen der Firma vor, Kunden nicht über die Chips informiert zu haben, die in den Waschhinweisen eingenäht waren. „Es ist uns wichtig, Ihnen zu versichern, dass Gerry Weber keine personenbezogenen Daten im RFID-Transponder speichert. Sie werden weder erhoben, noch verarbeitet, noch genutzt“, erklärte das Unternehmen.
Die RFID-Chips, das steht für Radiofrequenz-Identifikations-Chips, kommen bereits heute vielfach zum Einsatz – auch im neuen elektronischen Personalausweis. Die Chips sind auch ohne Kontakt mit einem speziellen Gerät auslesbar – und das sogar auf Entfernung, kritisieren Datenschützer. Identifikationsnummern seien so einfach auslesbar und könnten zweifelsfrei Kunden zugeordnet werden.
„Minority Report“ ist gar nicht mal so weit weg von der Realität.