Madrid/Lissabon. Gewerkschaften haben in Spanien und Portugal dazu aufgerufen, den öffentlichen Verkehr lahmzulegen. Grund ist ein Generalstreik gegen die Sparpolitik der beiden südeuropäischen Länder. Auch in anderen EU-Staaten soll es Proteste zum sogenannten Tag der Aktion und der Solidarität geben.

Aus Protest gegen neue Sparmaßnahmen im Zuge der Finanzkrise haben
Generalstreiks das öffentliche Leben in Spanien und Portugal am Mittwoch
erheblich beeinträchtigt. Die von den Gewerkschaften organisierten
Arbeitsniederlegungen, die insbesondere den Verkehr betrafen, wurden von
Demonstrationen in zahlreichen Städten begleitet. In Spanien sollten nur etwa 30
Prozent der Regional- und nur ein Fünftel der Fernverkehrszüge fahren. Viele
Menschen, auch Demonstranten, warteten an Bus- und U-Bahn-Haltestellen.

Demonstranten entrollten Flaggen der Gewerkschaften UGT und CCOO, in
Barcelona verbrannten sie Reifen
vor einem Großmarkt. Bei Demonstrationen wurden
mehrere Menschen festgenommen, zudem wurde von Verletzten berichtet. Der Streik
richte sich gegen "die Regierung der Arbeitslosigkeit und des Elends", sagte
CCOO-Generalsekretär Ignacio Fernández Toxo. Es handelte sich um den zweiten
Generalstreik in Spanien in diesem Jahr.

Alle Verbindungen von und nach Deutschland des Thalys waren gestrichen

In Portugal fuhren U-Bahnen und Züge nicht, die portugiesische
Fluggesellschaft TAP annullierte fast die Hälfte ihrer Flüge. In Krankenhäusern
legten bis zu 90 Prozent der Beschäftigten die Arbeit nieder. Auf Spruchbändern
forderten Demonstranten "Raus mit der Troika", um gegen die Sparvorgaben der
internationalen Geldgeber Portugals zu protestieren. Der Gewerkschaftsbund CGTP
hatte Proteste in etwa 40 Städten angekündigt. Die Aktion sei ein starkes Signal
des Unbehagens, sagte CGTP-Generalsekretär Armenio Carlos.

Auch Verbindungen mit dem europäischen Hochgeschwindigkeitszug Thalys
wurden bestreikt. Alle Verbindungen von und nach Deutschland waren am Mittwoch
gestrichen. Auch der Verkehr zwischen Belgien und Frankreich sowie den
Niederlanden sei unterbrochen, teilte die Thalys-Gesellschaft mit.

Mit den Streiks wollen die Gewerkschaften gegen die harten
Sparmaßnahmen zur Bekämpfung der Finanzkrise protestieren. Spaniens Regierung
will bis zum Jahr 2014 etwa 150 Milliarden Euro mittels Steuererhöhungen und
Ausgabenkürzungen einsparen. Portugal setzt im Genezug für internationale
Finanzhilfen von 78 Milliarden Euro den Rotstift an.

Auch in Griechenland wurde zum Streik aufgerufen, jedoch nicht mit
einer regen Beteiligung gerechnet. Proteste gegen rigide Sparmaßnahmen und eine
übermäßige Belastung der Arbeitnehmer soll es auch in Deutschland, Italien,
Frankreich, Belgien und Polen geben. (afp)