Bonn. Die Telekom hat den Abgleich der Kontodaten von bis zu 140.000 Mitarbeitern und Lieferanten mit Anforderungen der US-Börse begründet. Das Unternehmen habe bei einem Probelauf im Jahr 2006 auf den Rat von Wirtschaftsprüfern gehandelt, sagte Sprecher Philipp Blank am Mittwoch in Bonn.
Die Telekom hat den Abgleich der Kontodaten von bis zu 140.000 Mitarbeitern und Lieferanten mit Anforderungen der US-Börse begründet. Das Unternehmen habe bei einem Probelauf im Jahr 2006 auf den Rat von Wirtschaftsprüfern gehandelt, sagte Sprecher Philipp Blank am Mittwoch in Bonn. Wer an der Wall Street gelistet sein wolle, müsse stärker gegen mögliche Betrügereien vorgehen, betonte er. Blank äußerte die Einschätzung, solche Vorkehrungen seien bei allen großen Unternehmen üblich.
Der Bundesdatenschutzbeauftragte Peter Schaar verlangte unterdessen Aufklärung von der Telekom. Er forderte in der «Berliner Zeitung» zugleich ein Arbeitnehmer-Datenschutzgesetz mit klarer Zweckbindungsregelung. Ein präventiver Datenabgleich dürfe nicht hingenommen werden.
Telekom-Sprecher Blank sagte, er könne die Zahl der überprüften Mitarbeiter nicht angeben, da die Unterlagen nach einem Testlauf im Jahr 2006 vernichtet worden seien. Maximal hätten 140.000 Beschäftigte in der Zentrale und im Festnetzbereich T-Com betroffen gewesen sein können.
Es sei darum gegangen, eventuelle Übereinstimmungen zwischen Bankdaten von Mitarbeitern und von Lieferanten aufzudecken, um so eventuell Betrügereien bei der Auftragsvergabe zu verhindern. Der Test habe gezeigt, dass diese Vorgehensweise nichts bringe.
Blank erklärte zudem, der Abgleich sei - anders als bei der Bahn - mit anonymisierten Datensätzen erfolgt. Der Probelauf sei mit dem Datenschutzbeauftragten des Unternehmens und dem Betriebsrat abgestimmt gewesen.
ver.di sieht Betriebsrat nicht ausreichend informiert
Dagegen erklärte ver.di-Vorstandsmitglied Lothar Schröder, der Betriebsrat sei nicht ausreichend informiert gewesen. «Dem Betriebsrat war nicht klar, dass in solch einem Umfang Daten gezogen wurden», zitierte die «Frankfurter Rundschau» den Gewerkschafter, der auch stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der Telekom ist.
Schröder sieht eine neuerliche Daten-Affäre auf die Telekom zukommen. «Das ist keine Lappalie und muss restlos aufgeklärt werden», sagte er. Die Absicht der Korruptionsbekämpfung rechtfertige nicht, große Teile der Belegschaft unter Generalverdacht zu stellen.
Datenschützer Schaar betonte, die Daten von Mitarbeitern dürften «nur zu arbeitsrechtlichen Zwecken wie Lohnbuchhaltung verwendet werden». Es dürfe sich «keine Unternehmens-Selbstjustiz etablieren, die ohne gesetzliche Grundlage und ohne richterliche Kontrolle abläuft». Der FDP-Innenpolitiker Max Stadler sagte der «Berliner Zeitung»: «Bei allem verständlichen Bemühen der Firmen, gegen Korruption vorzugehen, ist es an der Zeit, klare Regelungen zu erlassen, was aus datenschutzrechtlichen Aspekten nötig ist.» (ap)