Bochum. . Die Erklärung über die weitere Zusammenarbeit von General Motors mit Peugeot/Citroën wurde ohne Information von Arbeitnehmervertretern und Aufsichtsrat veröffentlicht. Der Bochumer Betriebsrat äußerte sich gegenüber der WAZ Mediengruppe verärgert darüber. Die Entscheidung hat Auswirkungen auf die deutschen Opel-Werke.
Der US-Autokonzern General Motors (GM) hat gestern in einer gemeinsamen Pressemitteilung die Zusammenarbeit mit dem französischen Autokonzern PSA auf „vier gemeinsame Autoprojekte“ konkretisiert und damit große Verärgerung bei der IG Metall ausgelöst. Hintergrund des Ärgers sind laufende Sanierungsverhandlungen zwischen Opel-Management, der IG Metall und den Standort-Betriebsräten, die bis Ende des Monats abgeschlossen sein sollten. „Wir sind nicht informiert worden und deshalb sehr verärgert“, sagte der Bochumer Betriebsratschef Rainer Einenkel. Nach Informationen dieser Zeitung ist selbst der Opel-Aufsichtsrat nicht über die Pläne informiert worden. Diesen zufolge sollen bereits bis Ende 2016 gemeinsame Modelle aus der Zusammenarbeit auf den Markt kommen.
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Für den gestrigen Mittwochabend ist kurzfristig eine weitere Verhandlungsrunde über die Sanierungspläne in Rüsselsheim angesetzt worden, an der auch GM-Europe-Chef Stephen Girsky seine Teilnahme zugesagt hat. Das europäische Arbeitnehmerforum (EEF), also die Betriebsräte von Opel und der englischen Schwestermarke Vauxhall, hat zudem ein außerordentliches Treffen des Wirtschaftsausschusses mit dem Management der GM-Töchter gefordert. „Das EEF wird nicht akzeptieren, dass die Beschäftigten gegeneinander ausgespielt werden, weder innerhalb eine Unternehmens, noch zwischen den Unternehmen“, heißt es.
Das aber ist womöglich ein frommer Wunsch. Im Gegensatz zu den deutschen Arbeitnehmervertretern wollte der PSA-Konzern aus Peugeot und Citroën bereits gestern die französischen Gewerkschaften informieren. Zudem gibt es nach Informationen dieser Zeitung aus Unternehmenskreisen konkrete Planspiele, wonach die französischen Zwillingsmodelle Peugeot 508 und Citroën C5 im Rüsselsheimer Werk gefertigt werden sollen. Im Gegenzug solle der Zafira aus Bochum in ein französisches Werk abwandern. Würde eine solche Lösung nicht zustande kommen, solle der Zafira das schlecht beschäftigte Stammwerk Rüsselsheim auslasten.
„Bochum als Blutopfer – das wird es mit uns nicht geben“, sagte Einenkel. Die geplante Zusammenarbeit werde Folgen für die Produktion haben, so Einenkel. Umso unverständlicher sei es, wenn die Betriebsräte nicht informiert werden.
Dass wie vielfach vermutet auch der gemeinsame Bau von Modellen geplant ist, geht aus der Mitteilung nicht hervor. Dort ist die Rede einerseits von der „Entwicklung gemeinsamer Fahrzeugplattformen“, andererseits von vier „gemeinsamen Fahrzeugprojekten“, nämlich Kleinwagen (Corsa), kleine (Meriva) und größere (Zafira) Vans sowie die Mittelklasse-Limousinen (Insignia). Wer welche Entwicklung federführend übernehmen soll, blieb ungesagt.
PSA erhält sieben Milliarden Euro
„Weitere Felder der Zusammenarbeit wolle man ausloten“, heißt es in der Erklärung. PSA-Chef Varin hatte bereits bei der Verkündung der Zusammenarbeit mit General Motors Ende Februar ausdrücklich auch von der zukünftigen Möglichkeit gesprochen, gemeinsam entwickelte Modelle auch gemeinsam zu produzieren.
Der ebenso wie Opel unter der Auto-Absatzkrise in Europa leidende PSA-Konzern steht nach dem Schließungsbeschluss für das Werk Aulnay in Frankreich unter Druck. Mit Garantien in Höhe von sieben Milliarden Euro hat der Staat gerade die schwankende Peugeot-Bank aufgefangen. Im Gegenzug soll der in privater Hand befindliche Autohersteller beim geplanten Abbau von insgesamt 8000 Stellen auf betriebsbedingte Kündigungen und Standortschließungen in Frankreich verzichten.