Duisburg. . Nach „absoluter Fehleinschätzung“ Stahlwerke in Brasilien und den USA zu bauen, seien die gleichen Firmen jetzt wieder im Konzern unterwegs. Weiter NRW-weit rund 1500 Kurzarbeiter aufgrund der konjunkturellen Probleme. Dennoch „haben wir keine Stahlkrise“, so Betriebsrat Günter Back

Von Unternehmensberatern hat die Belegschaft der Thyssen-Krupp-Stahlsparte (TKS) nach Angaben ihrer Betriebsräte derzeit die Nase voll. Nach der „absoluten Fehleinschätzung von Vorstand und Beratern“, Stahlwerke in Brasilien und den USA zu errichten, seien die gleichen Berater-Firmen nun wieder engagiert, um die Marktchancen des Konzerns bis 2020 auszuloten und die Kapazitäten entsprechend anzupassen. Das berichtete der TKS-Betriebsratsvorsitzende Günter Back am Rande einer Betriebsversammlung in Duisburg. Die Belegschaft fordere deshalb „vollen Einblick, zu welchen Themen Mc Kinsey und BCG arbeiten - und was das kostet“, sagte Back und kündigte an, „mit Argus-Augen auf die Berater zu schauen“.

„Absolute Fehleinschätzung“

Die Betriebsräte machen die Beratungsfirmen maßgeblich dafür mitverantwortlich, dass sich der Stahlkonzern auf das Projekt „Americas“ eingelassen hat, das ihn bislang 12 Milliarden Euro gekostet habe. Diese Fehleinschätzungen „lassen wir uns nicht auf den Deckel der Belegschaft schreiben“, betonte der Vorsitzende des Konzernbetriebsrats, Wilhelm Segerath. Immerhin sei es „aus Mitarbeitersicht jetzt gut, dass es wenigstens Interessenten gibt, die die Werke in Brasilien und den USA kaufen wollen“, ergänzte Back.

Der Betriebsratsvorsitzende von Thyssen-Krupp Steel, Günter Back
Der Betriebsratsvorsitzende von Thyssen-Krupp Steel, Günter Back © Udo Milbret

Es gebe weiterhin konjunkturelle Probleme, vor allem für die Oberflächenbeschichtung, die die Auto-Industrie beliefere, sagte Segerath. Nach wie vor seien rund 1500 der knapp 19 000 TKS-Beschäftigten in NRW in Kurzarbeit. Nachdem die Politik die 18-Monate-Frist für Kurzarbeit aus der Zeit der letzten Wirtschaftskrise wieder auf ein halbes Jahr zurückgedreht hat, sei dies längstens noch bis Ende Januar möglich. „Wir hoffen, dass wir nicht so lange brauchen“, sagte Segerath. Gemeinsam mit Back warnte er davor, „über eine Stahl-Überkapazität am Weltmarkt eine europäische Stahlkrise herbeizureden“ und mit dem Argument womöglich Kapazitäten der NRW-Stahlstandorte verringern zu wollen. Bei Thyssen-Krupp „haben wir keine Stahlkrise“, betonte Back. Der Konzern produziere qualitativ hochwertige Produkte. Für die müsse das Management „nur mal neue Kundenschichten erschließen“, so Back. Vor allem der mit 40 Prozent relativ hohe Anteil an Kunden aus dem Automobilbereich sei jetzt ein Nachteil.