Essen. . Wie sieht die Zukunft der deutschen Chemie-Branche aus, kann sie auf dem Weltmarkt bestehen? Eine Studie des Forschungsinstituts Prognos für den Verband der chemischen Industrie (VCI) erklärt, wie die Branche trotz Überalterung der Gesellschaft weiter wachsen will.
Wie sieht die Weltwirtschaft im Jahr 2030 aus, hat die deutsche Industrie noch Chancen im Wettbewerb gegen Asien und Südamerika? Die gute Nachricht: Gerade die deutschen Industrien, allen voran die Autoindustrie, der Maschinenbau, Elektrotechnik oder die Chemie werden sich dank „ihrer hohen Wettbewerbsfähigkeit“ auf den Weltmärkten behaupten. Das jedenfalls geht aus einer Studie des Forschungsinstituts Prognos im Auftrag des Verbandes der chemischen Industrie (VCI) hervor.
Selbstverständlich ist das nicht: Denn Chinas Anteil an der weltweiten Wirtschaftsleistung steigt bis 2030 rasant von 9,1 auf 17 Prozent. Die Industrieländer müssen elf Prozentpunkte abgeben. Im Schnitt wächst die Weltwirtschaft um drei Prozent jährlich, 1,3 Prozent lautet die Vorhersage für Deutschland.
Wachsende Bevölkerung bedeutet Wirtschaftswachstum
Das Weltwirtschaftwachstum ist vor allem dem der Bevölkerung zu verdanken: bis 2030 leben mit 8,3 Milliarden rund 1,3 Milliarden mehr Menschen auf der Erde, 85 Prozent davon in Schwellen- und Entwicklungsländern. Zunehmender Wohlstand und eine wachsende Mittelschicht führen auch zu steigender Alterung: Die Zahl der über 60-Jährigen verdoppelt sich auf 1,52 Milliarden Menschen.
In den Industrieländern wie Japan, Russland oder Deutschland hingegen schrumpft die Bevölkerung, was Wachstum behindert. 2030 stehen hierzulande knapp drei Millionen weniger Erwerbstätige zur Verfügung, das heißt: Die Wirtschaftsleistung, die in knapp 20 Jahren um 30 Prozent höher liegt als heute, müssen 37,5 Millionen statt 40,4 Millionen Menschen erwirtschaften. Möglich macht das der technische Fortschritt. Folge: Die deutsche Chemie-Industrie wird ihren Bedarf an Arbeitskräften auch durch Auslagerung und Automatisierung um 50 000 Mitarbeiter (knapp neun Prozent) absenken. Und dennoch im Schnitt um 1,8 Prozent pro Jahr wachsen.
Acht Milliarden Euro Energiekosten pro Jahr
Rohstoff- und Energieeinsatz sind für die Chemie-Industrie wie die Facharbeiteranzahl wesentlich. Acht Milliarden Euro gibt die Branche im Jahr für Strom, Öl, Gas und Kohle aus. So habe diese Industrie „selbst das größte Interesse an einer effizienten Produktion“. Seit 1990, so Prognos, sei der Energieeinsatz um ein Fünftel gefallen, bei einem Produktionsanstieg um 60 Prozent. Bis 2030 werde der Verbrauch um acht Prozent steigen – bei einem Produktionsplus von 40 Prozent. Dennoch warnt die Studie: Sollten Ausnahmen bei Ökosteuer und erneuerbaren Energien fallen, drohen „Wertschöpfungsketten zu reißen“ und Abwanderungen. VCI-Präsident Klaus Engel stellt die Studie am Donnerstag in Essen vor.