Kirkel. Die Baumarktkette Praktiker hat einen entscheidenden Durchbruch bei den Verhandlungen über neue Kredite erzielen können. Zentrale Bestandteile der geplanten Refinanzierung seien beschlossen worden, teilte das Unternehmen am Dienstag im saarländischen Kirkel mit.

Bei der Rettung des Baumarktkonzerns Praktiker ist der Durchbruch geschafft. Das angeschlagene Unternehmen erhält einen 40 Millionen Euro schweren Kredit, mit dem der teure Umbau der meisten Praktiker-Häuser in Baumärkte der Tochter Max Bahr angegangen werden soll. Gesichert sei nun auch das laufende Geschäft, teilte das Unternehmen am Dienstag mit: Ein Banken-Konsortium unter der Führung der Commerzbank verlängert einen im Frühjahr gewährten Kredit über 40 Millionen Euro auf drei Jahre, und die Warenkreditversicherer zögen bei der Sanierung mit. Weitere dringend benötigte Kredite in Höhe von 35 Millionen Euro für die Sanierung stehen allerdings noch aus.

"Mit dieser Paketlösung haben wir den Durchbruch zur Finanzierung unseres Restrukturierungsprogramms weitestgehend geschafft", sagte Vorstandschef Kay Hafner. Doch muss Praktiker mit etwas weniger Geld auskommen als geplant. Verhandlungen über einen Hochzinskredit über 85 Millionen Euro mit dem Hedgefonds Anchorage waren vor vier Wochen gescheitert. Die Fondsmanagerin Isabella de Krassny als Vertreterin der Großaktionäre hatte dem Konzern in Aussicht gestellt, in die Bresche zu springen.

Praktiker benötigt noch viele Millionen Euro

Nun kommen nur 40 Millionen Euro von Investoren, die der österreichischen Privatbank Semper Constantia nahestehen, deren Fonds wiederum Großaktionäre von Praktiker sind. 20 Millionen Euro will eine andere, nicht genannte Bank aber erst nach der für das Jahresende geplanten Kapitalerhöhung über 60 Millionen Euro beisteuern. Um weitere 15 Millionen Euro, die nach Praktiker-Angaben ein ebenfalls ungenannter Investor aus dem Umfeld von Semper Constantia bereit stellt, wird noch gerungen.

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 "Weil der Abstimmungsbedarf zwischen den verschiedenen Finanzierungsparteien recht komplex war, haben wir etwas mehr Zeit gebraucht als erwartet", erklärte Hafner. Das Commerzbank-Darlehen war eigentlich schon am Sonntag ausgelaufen, die Banken hatten aber stillgehalten. Letztlich sei die Finanzierung aber deutlich günstiger als die 16 Prozent, die Anchorage gefordert hatte.

78 Praktiker-Märkte als Sicherheit

Der mit de Krassny verbündete Investor Clemens Vedder hatte angekündigt, sich mit bis zu 30 Millionen Euro an der Kapitalspritze zu beteiligen. An der Börse überwog am Dienstag Erleichterung über die bevorstehende Rettung: Die Aktie stieg um sieben Prozent auf 1,53 Euro, obwohl die derzeitigen Aktionäre mit der Kapitalerhöhung stark verwässert werden.

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Scheitert die Sanierung von Praktiker, können sich die neuen Kreditgeber an der im oberen Preissegment operierenden Kette Max Bahr schadlos halten. Als Sicherheit dienten aber nur die 78 Märkte, die schon vor der Sanierung unter der Marke firmierten. Am 27. September waren 27 ehemalige Praktiker-Märkte unter der Marke Max Bahr neu eröffnet worden, in wenigen Wochen sollen sieben weitere folgen. Das Tempo des Umbaus werde durch das kleinere Kreditvolumen nicht behindert, sagte ein Sprecher: "Ich denke, dass es reicht, um unsere Restrukturierung umzusetzen." (rtr/dapd)