Bochum/Dortmund. . Der Chef der BKK vor Ort rechnet damit, dass durch das Abrechnungssytem bedingt in absehbarer Zeit weitere Krankenkassen in finanzielle schieflage geraten werden

Seit Montag ist die BKK Hoesch Geschichte, übernommen von der BKK vor Ort mit Sitz in Bochum. 30 Millionen Euro kostete die Rettung der traditionsreichen Dortmunder Betriebskrankenkasse. Auf 60 Millionen Euro schätzt Reinhard Brücker, Chef der Bochumer Kasse, die Kosten für eine Abwicklung, die auf alle Kassen im BKK-System zugekommen wären. Die Angliederung an die Bochumer BKK ist also die viel günstigere Lösung, auch für die 56.000 Versicherten der in die roten Zahlen geratenen BKK Hoesch, die seit Montag keinen Zusatzbeitrag mehr leisten müssen.

Auch hausgemachte Probleme

Ein Teil der Probleme in Dortmund sei hausgemacht, ein erheblicher Teil aber auch systembedingt gewesen, ist Brücker überzeugt.

Das Abrechnungssystem mit der Einführung des Gesundheitsfonds 2009 sollte eigentlich zu einer gerechteren Verteilung führen. Gerade Kassen mit vielen älteren Versicherten hatten mit mehr Geld gerechnet, weil sie auch vergleichsweise hohe Kosten haben. Das genaue Gegenteil ist offenbar eingetreten. Im Jahr 2009 waren 762 450 GKV-Versicherte gestorben. Das waren gerade einmal 1,1 Prozent aller Versicherten, sie verursachten gut 14,3 Prozent aller Ausgaben in der GKV. Das Problem: Für Verstorbene werden die Ausgaben nicht auf das Jahr hochgerechnet, aber trotzdem durch die Zahl der Tage im Jahr geteilt. Wenn also ein Versicherter zur Jahresmitte stirbt, geht bei der Berechnung der Gesamtausgaben auch die Hälfte der tatsächlichen Ausgaben verloren.

Es wird noch mehr treffen

Tatsächlich geht die BKK davon aus, dass durchschnittlich sogar nur etwa 30 Prozent der tatsächlichen Kosten aus dem Gesundheitsfonds beglichen werden. Die BKK Hoesch musste deshalb 2011 einen Zusatzbeitrag erheben, weil die Rücklagen nicht mehr ausreichten. Das Resultat waren rückläufige Mitgliederzahlen, eine Abwärtsspirale, die eine Eigenständigkeit nicht mehr zuließ. Und dies in wirtschaftlich noch guten Zeiten. BKK-vor-Ort-Chef Brücker rechnet dementsprechend mit weiteren „kranken“ Kassen: „Es wird in nächster Zeit noch einige treffen, 10 oder 12 mit Sicherheit.“