Bochum/Krefeld. Vor der Übernahme der Thyssen-Krupp-Tochter Inoxum durch den finnischen Konzern Outokumpu gibt es neue Hoffnung für das Bochumer Edelstahlwerk. Outokumpu will womöglich seine Schmelzöfen im italienischen Terni abgeben. Bochum hat deshalb bessere Chancen, die “Flüssigphase“ zu behalten.
Neue Hoffnung für die Edelstahlwerke der Thyssen-Krupp-Tochter Inoxum in NRW: Um wettbewerbsrechtliche Bedenken der EU-Kommission im Zuge der Übernahme der früheren Nirosta auszuräumen, bietet der finnische Outokumpu-Konzern an, das Edelstahlwerk im italienischen Terni zu verkaufen. Damit wachsen die Chancen für die Standorte in Bochum und Krefeld auf den Erhalt der „Flüssigphase“, also der eigentlichen Herstellung von Edelstahl. „Bei einem möglichen Verkauf von Terni muss das Management den Erhalt der Flüssigphasen in Krefeld und Bochum prüfen“, sagte Gesamtbetriebsratschef Bernd Kalwa unserer Zeitung.
Der Markt für Edelstahl leidet seit Jahren unter Überkapazitäten. Thyssen-Krupp hatte zu Jahresbeginn mit Outokumpu den Verkauf der Edelstahlsparte mit 11 000 Mitarbeitern vereinbart. Die Wettbewerbskommission muss dem Zusammenschluss zustimmen, da aus beiden Unternehmen der Weltmarktführer im rostfreien Stahl mit 18 000 Mitarbeitern entstünde.
"Rein optisch ein Vorteil für uns"
Wie Outokumpu nun mitteilte, habe die EU-Kommission den Vorschlag als unzureichend erachtet, Schmelzofen und Kaltwalzwerk in Schweden zu verkaufen. Jetzt also gehen die Finnen einen Schritt weiter und bieten an, das Werk in Terni zu veräußern. Das wurde im Ruhrgebiet mit Interesse vernommen. „Wir haben Hoffnung. Rein optisch bietet das jedenfalls einen Vorteil für uns“, so der Bochumer Betriebsratschef Frank Klein.
Denn die Finnen müssen bei einem Verkauf des italienischen Standorts ihre Strategie überdenken, die da lautet: Outokumpu behält zwei Schmelzen in Europa, eine im Norden (Tornio) und eine im Süden (Terni). Die Kapazitäten aus Krefeld und Bochum mit 600 000 und 800 000 Tonnen im Jahr wollte Outokumpu nach und nach auf die Öfen in Finnland und Italien verteilen. Fällt Terni weg, könnten die Kapazitäten in NRW doch noch gebraucht werden.
Outokumpu nennt Gedankenspiele "voreilige Spekulationen"
Outokumpu nannte solche Gedankenspiele „voreilige Spekulationen“, betonte aber, trotz der Zugeständnisse an die EU „die Balance zwischen Schmelz- und Walzkapazitäten“ erhalten zu wollen. Dafür gebe es mehrere Szenarien, erklärte Outokumpu-Sprecherin Saara Tahvanainen auf Anfrage dieser Zeitung, derzeit habe man aber noch keine Neuigkeiten für die NRW-Standorte.
Zurzeit werden die Kapazitäten in Krefeld schon heruntergefahren, Bochum mit 450 Beschäftigten hat eine Produktionszusage bis Ende 2016. Die Kapazität in Terni liegt bei 1,6 Millionen Tonnen. In Bochum und Krefeld hofft man nun, dies auffangen zu können. „Wir haben immer gesagt, dass für den Industriestandort Deutschland und Nirosta eigene Flüssigphasen erhalten bleiben müssen“, so Kalwa.
Marc Schlette, für die IG Metall im Inoxum-Aufsichtsrat, erwartet, „dass alle Beschäftigten mit Respekt behandelt werden“. Das „Maß an Zumutungen“ sei voll.