Oberhausen.. Der Verkaufsstart des iPhone 5 sorgt weltweit für lange Schlangen vor den Apple-Stores. Das neue Modell des Smartphones verfügt unter anderem über eine schnellere Internetverbindung und ein größeres Display als sein Vorgänger. Eingeschworene iPhone-Fans campierten schon Tage vor dem Verkaufsbeginn vor den Geschäften.
Der Verkaufsstart des iPhone5 lockte am frühen Freitagmorgen etwa 700 Menschen vor den Apple-Store am Münchner Marienplatz. Um zwei Minuten nach acht Uhr durfte der 21-jährige Münchner Ralph Barth, der seit 48 Stunden vor dem Geschäft gewartet hatte, als Erster das neue Handy des US-Computerkonzerns in Empfang nehmen. "Es ist einfach Kult, ein iPhone zu kaufen", sagte Barth, als er von rhythmisch klatschenden Mitarbeitern der Stores empfangen wurde.
Auch interessant
Die Wartenden aus aller Welt bildeten eine 300 Meter lange Schlange und hielten sich bei empfindlicher Morgenkälte mit Decken und Kaffee warm. Erst an frühen Nachmittag wird der Letzte in der Schlange sein Handy kaufen können.
Viele Käufer aus den Niederlanden
Im Oberhausener Centro warteten am Morgen einige tausend Kunden auf ihr neues iPhone, viele waren aus den Niederlanden angereist, wo der Verkauf des neuesten Apple-Gerätes erst am 28. September beginnt. Selbst niederländische Medien sprechen von einer "Holländer-Invasion" im Centro.
Seine Erlebnisse in der Warteschlange schilderte Blogger Julian Meinold aus Dortmund. Mit einer Gruppe von 20 Leuten war er schon am Vorabend nach Oberhausen gefahren, ausgestattet mit Stühlen, Decken und einem Grill. "Die Stimmung war lustig, aber wir standen ja auch relativ weit vorn - weiter hinten gab es Trubel, da war die Security wohl ziemlich beschäftigt." Weit über 1000 Leute seien dort gewesen, schätzt der Blogger, ein bunt gemischtes Publikum: Jugendliche, Anzugträger im mittleren Alter, "und direkt hinter uns stand ein älterer Herr, so um die 70." Man komme miteinander ins Gespräch und bleibe über das Internet in Kontakt. Seine 20 Mitstreiter habe er beim Kauf der vorherigen iPhone-Versionen kennengelernt, so Julian Meinold. "Es geht auch nicht wirklich nur um das Telefon", bilanziert er.
Centro-Sprecher Jens Knetsch sprach von geschätzt rund 1200 Apple-Fans, die sich am frühen Morgen vor dem Centro versammelt hatten und sogar vor der Mall campierten, bis 8 Uhr steigerte sich dies dann auf geschätzt 1700 Menschen. Ein Verkehrschaos im Nahverkehr und auf den Straßen rund um die Neue Mitte Oberhausen, von dem Twitter-User sprachen, bestätigt Knetsch jedoch nicht. Lediglich eine Kundin sei zusammengeklappt, weil sie wohl zu wenig getrunken hätte. Sie wurde ins Krankenhaus gebracht. Ansonsten, so bestätigen auch Feuerwehr und Polizei, habe es keine besonderen Vorkommnisse gegeben.
Auch vor dem Apple-Laden haben die Mitarbeiter alles im Griff. Die Vergabe des iPhones wird per Ticket geregelt. Man sagt, welches Gerät man haben will, dann gibt’s ein Kärtchen. Wer eingelassen wird, erhält die Ware, kann sich noch ein paar Dinge erklären lassen, geht zur Kasse, bezahlt 679 Euro. In fünf Minuten ist alles erledigt.
Camping auf dem Bürgersteig
Auch in Asien standen Apple-Fans für das neue iPhone 5 an. Von Sydney bis Tokio harrten die Käufer schon in der Nacht vor den Läden aus, um zu den ersten zu gehören, die das begehrte Smartphone in die Hände bekommen. Der Verkauf startet am Freitag auch in Frankreich, Großbritannien, den USA und Kanada. In 22 weiteren Ländern ist das iPhone 5 erst eine Woche später erhältlich.
In Hongkong und Singapur mussten sich die Käufer vorab online registrieren, um zum verabredeten Zeitpunkt ihr Smartphone abholen zu können. Die ersten Kunden in Hongkong wurden von jubelnden Apple-Mitarbeitern empfangen, die sie einzeln in den Laden führten.
In Australien gingen einige Fans so weit, schon seit Dienstag vor dem Apple Store in Sydney zu campieren - drei Tage lang. Erster in der Schlange war der 24-Jährige Todd Foot, der etwa 18 Stunden pro Tag in einem Klappstuhl saß und nachts einige Stunden in einem Zelt auf dem Bürgersteig schlief. Er schreibt Produktrezensionen für eine Technologie-Website.
Noch kein Verkauf in China
In Singapur wartete Lui Ting Ting zwölf Stunden, um als erste im Stadtstaat das neue Gerät kaufen zu können. Sie wolle sich zum ersten Mal ein iPhone anschaffen, weil es ihr bei ihrem Studium helfen könne. "Wenn ich nicht die erste gewesen wäre, wäre ich nach Hause gegangen", erklärte sie. In Singapur haben 10.000 Menschen die Möglichkeit bekommen, sich das iPhone 5 beim Netzbetreiber zu kaufen. Einen eigenen Laden betreibt Apple dort nicht.
In der Schlange vor dem Apple Store in Hongkong waren nicht alle Wartenden iPhone-Fans. Der Student Kevin Wong sagte, er wolle das Smartphone möglichst schnell weiterverkaufen. Die Interessenten kommen aus China und sind häufig bereit, einen deutlich höheren Preis zu zahlen. Dort gibt es noch kein Datum für den Verkaufsstart des iPhone 5.
Apple hat nach eigenen Angaben in den ersten 24 Stunden nach Vorstellung des Geräts zwei Millionen Bestellungen für das iPhone 5 erhalten, mehr als doppelt so viele wie beim Start des iPhone 4 vor einem Jahr. Analysten schätzen, dass Apple bis Ende September zehn Millionen Handys verkaufen wird.
Wertvollstes Unternehmen aller Zeiten
Das neue Modell verfügt über eine schnellere Internetverbindung, ein neues Betriebssystem und einen größeren Bildschirm. Trotzdem wiegt das aus Glas und Aluminium gefertigte Telefon 20 Prozent weniger als das Vorgängermodell. Dank eines leistungsstärkeren Prozessors können Inhalte aus dem Internet nach Unternehmensangaben doppelt so schnell wie bislang heruntergeladen werden.
Apple ist bereits seit August das wertvollste Unternehmen aller Zeiten. Mit dem Anstieg der Aktie auf mehr als 665 Dollar war der Börsenwert damals auf gut 623 Milliarden Dollar (505 Milliarden Euro) geklettert; Apple entthronte damit seinen Konkurrenten Microsoft. Vor dem Verkaufsbeginn des iPhone 5 kletterte die Börsennotierung von Apple zeitweise auf über 700 Dollar.
Kritik am neuen Kartensystem
Unterdessen werden Beschwerden von Nutzern laut, die die Qualität des neuen Kartendienstes von Apple kritisieren. In Irland, Großbritannien, den USA, China, Frankreich und Japan klagen Apple-Kunden laut Medienberichten über fehlende Städte und falsch gesetzte Ortsmarken in dem Programm. In England fehlt laut einem BBC-Bericht zum Beispiel die Stadt Stratford-upon-Avon, der Geburtsort des Schriftstellers William Shakespeare.
In Irland markiert das Programm eine Farm mit dem Namen Airfield als Flughafen. Der irische Justizminister Alan Shatter schrieb deshalb einen Brief an das Unternehmen und bat um Korrektur. Apple nahm bislang nicht Stellung. Die auf Navigationssysteme spezialisierte niederländische Firma Tom Tom, die das Programm mit Apple gemeinsam entwickelt hat, erklärte, sie habe nur die Daten für die Karten geliefert und sei nicht für die Funktionsweise des Programmes verantwortlich.
Apple hatte den neuen Kartendienst im Juni angekündigt. Es soll im neuen Betriebssystem iOS6 für mobile Geräte des Technikriesen Apps wie Google Maps ersetzen. Bisher ist bei Apple für iOS6 noch keine Google-Maps-App zum herunterladen verfügbar. Wer das Programm nutzen will, kann aber über den Internetzugang von iPhone, iPad und iPod weiter darauf zugreifen. (dapd/AFP)