Münster/Iserlohn. Kinder wünschen sich mehr Zeit mit ihren Vätern, um zu spielen. Das ist das Ergebnis des alljährlichen LBS-Kinderbarometers. Väter tun sich der Studie zufolge schwer, sich im Job auszuklinken. Pfiffige Unternehmen haben Familienfreundlichkeit längst als Standortfaktor erkannt.

Familienfreundlichkeit gewinnt in der Wirtschaft zunehmend an Bedeutung. Das belegt das alljährlich von der LBS veröffentlichte „Kinderbarometer“, das gestern in Berlin vorgestellt wurde. Ergebnis: Gut ein Viertel der rund 10 000 befragten 9- bis 14-Jährigen wünscht sich mehr Zeit mit ihren Vätern, die meisten (40 Prozent) schlicht, um zu spielen. Und umgekehrt nimmt offenbar die Zahl der männlichen Mitarbeiter zu, die sich mehr Zeit für die Familie wünschen.

Für viele Personalabteilungen auch in kleineren und mittleren Unternehmen ist das längst ein Thema. Der Automobilzulieferer Kirchhoff mit Stammsitz Iserlohn feierte in Attendorn gerade das einjährige Bestehen des Betriebskindergartens. Der werde so gut angenommen, dass er nun erweitert werden wird, sagt Unternehmenssprecher Andreas Heine: „Die Resonanz ist ziemlich groß. Der Kindergarten ist ein Angebot, mit dem wir junge Väter und Mütter an unserem Betrieb binden können.“

Dass laut LBS-Studie zunehmend Väter nicht nur an ihren Job denken, sei auch in der Kirchhoff-Gruppe zu erkennen. Zumindest nehme die Zahl der Mitarbeiter zu, die Elternzeit beantragen, darunter auch Väter in Leitungspositionen, die keine Angst vor einem Karriereknick haben müssen. Insgesamt sei das Thema Familienfreundlichkeit bei Kirchhoff gar nicht neu. Vertrauensarbeitszeit, flexible Regelungen bei Bedarf, Arbeiten von zu Hause aus (Homeoffice) gibt es beim Familien-Unternehmen bereits seit Jahren. „Natürlich ist einiges im Produktionsbereich nicht uneingeschränkt möglich, weil die Maschinen laufen müssen“, schränkt Heine ein. Kirchhoff gehört aber zu den als Toparbeitgeber ausgezeichneten mittelständischen Betrieben, wie auch Dorma Türtechnik aus Ennepetal oder Wilo Pumpen aus Dortmund, die damit bei Fachkräften punkten.

Investition in sechsstelliger Höhe

Die Investitionen im hohen sechsstelligen Bereich in Familienfreundlichkeit wie dem Kindergarten ließen sich kurzfristig nur schwer bemessen, „aber langfristig rechnen sie sich mit Sicherheit“, sagt Heine. Zu den Leistungen des Unternehmens gehören auch Zuschüsse zum Fitness-Studio bis hin zu freiem Eintritt in die örtlichen Freibäder – das wäre laut LBS-Studie wohl auch ganz nach dem Geschmack des Nachwuchses, für den Sport treiben mit dem Papa an dritter Stelle der Freizeitaktivitäten steht. Davor rangiert nach Spielen tatsächlich das gemeinsame Kochen und Backen.

Was der Nachwuchs laut „Kinderbarometer 2012“ gar nicht mag ist Wandern, Basteln und – tatsächlich – Fernsehen.