München. Die gescheiterte Schlecker-Kette konnte im letzten Monat das erreichen, was ihr zuvor meistens misslang: Sie lockte viele Kunden, die auch mehr als nur ein paar Cent im Laden ausgaben. Laut dem Magazin “Focus“ seien 5,1 Millionen Schnäppchenjäger in die Schlecker-Läden gestürmt.
Die gescheiterte Drogeriemarktkette Schlecker hat im letzten Monat vor dem endgültigen Aus einen Ansturm von Schnäppchenjägern erlebt. Das Unternehmen habe im Juni 5,1 Millionen Käufer gezählt, ein Drittel mehr als in den Vormonaten, berichtete das Magazin "Focus" am Wochenende unter Berufung auf Daten des Marktforschungsinstituts GfK. Derweil sorgt die Pleite des einstigen Branchenprimus' für hohe Verluste bei den Vermietern der knapp 3000 Schlecker-Läden, wie der "Spiegel" berichtete.
Der Schlussverkauf schaffte dem "Focus" zufolge das, was Schlecker während des jahrelangen Abstiegs nicht gelungen war: Die Kunden ließen im Schnitt mehr als nur wenige Euro im Laden. Sie gaben demnach im Juni durchschnittlich 15 Euro aus, deutlich mehr als zum Beispiel im März. Damals hatten die ersten 2.200 Schlecker-Märkte geschlossen und mit Rabattaktionen den Umsatz ebenfalls kräftig angekurbelt.
Die Experten der GfK gehen davon aus, dass sich Supermärkte (29 Prozent), Discounter (30 Prozent) und andere Drogeriemärkte (33 Prozent) den Schlecker-Umsatz mit Deo, Toilettenpapier und Shampoo zu fast gleichen Teilen sichern dürften.
Vermieter schätzen Verlust auf mehr als 16 Millionen Euro
Unterdessen rechnen die Vermieter der Schlecker-Filialen mit Verlusten von mehr als 16 Millionen Euro, wie der "Spiegel" berichtete. Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz habe ihnen Anfang Juli mit einer Frist von drei Monaten gekündigt, die Mietzahlungen seien aber in vielen Fällen sofort eingestellt worden.
Ladeneinrichtungen oder elektrische Installationen müssten eigenständig entsorgt werden, berichtete das Blatt. Für viele Geschäfte seien zudem die Schlüssel verloren gegangen, sodass die Eigentümer auf eigene Kosten die Schlösser aufbrechen und austauschen müssten. Die Kosten könnten zwar als Insolvenzforderung angemeldet werden, man gehe aber "tendenziell eher davon aus, dass die einfachen Insolvenzgläubiger (...) nicht mit einer erheblichen Quote für die Forderungen rechnen könnten", zitierte das Magazin aus dem Brief des Insolvenzverwalters. (dapd)