Athen. . Die politische Stabilisierung und Schnäppchenpreise locken Urlauber wieder nach Griechenland. Erste Hotels sind ausgebucht. Der Trend ist landesweit festzustellen. Viele Menschen waren Hellas ferngeblieben, weil sie sich vor Ausschreitungen fürchteten.
2012 schien bis vor wenigen Wochen zu einem Katastrophenjahr für den griechischen Tourismus zu werden. Aber jetzt schwillt der Strom der Gäste wieder an. Die hellenische Fremdenverkehrsbranche könnte mit einem blauen Auge davonkommen.
Gewaltsame Proteste in den griechischen Städten, brennende Barrikaden, Straßenschlachten vermummter Chaoten mit der Polizei: Es waren solche Schreckensszenen in den Fernsehnachrichten, die Anfang des Jahres viele Urlauber vergraulten. Auch Schlagzeilen über einen drohenden Staatsbankrott und Spekulationen über einen Ausstieg Griechenlands aus der Euro-Zone sorgten für Verunsicherung. Vor allem in Deutschland, dem wichtigsten Markt der griechischen Hoteliers, brachen die Buchungen dramatisch ein. Statt nach Griechenland zog es die Deutschen noch stärker an die Strände in der Türkei und auch nach Spanien.
Eine Wende zum Besseren
Doch jetzt zeichnet sich eine Wende zum Besseren ab. „Seit der Parlamentswahl von Mitte Juni und der Bildung der neuen Regierung haben die Reservierungen spürbar angezogen“, berichtet Alexandros Anemogiannis, Direktor des Fünf-Sterne-Hotels Corfu Palace auf der Insel Korfu. Anders als in früheren Jahren hat Anemogiannis zwar für den August noch einige Zimmer frei, aber die füllen sich schnell: „Wir sehen jetzt zunehmend Last-Minute-Buchungen“, sagt der Chef des Traditionshotels.
Dieser Trend ist landesweit festzustellen. Während die Buchungen noch im Februar um 35 Prozent unter dem Vorjahresniveau lagen, hat sich im Juli die Lage fast wieder normalisiert. Nach Angaben des Verbandes der griechischen Tourismusunternehmen SETE war die Anzahl der ausländischen Gäste in diesem Monat nur noch um 3,4 Prozent niedriger als im Vergleichsmonat 2011. Einige Ziele, wie die Inseln Kefallonia und Zakynthos im Ionischen Meer, melden jetzt sogar steigende Gästezahlen im Vergleich zum Vorjahr.
Dazu beigetragen haben neben der politischen Stabilisierung des Landes nach der Wahl vom Juni deutliche Preissenkungen. Viele Hoteliers haben die Zimmerpreise um bis zu 30 Prozent heruntergeschraubt. „Bei uns gibt es jetzt Doppelzimmer bereits für 30 Euro, inklusive Frühstück“, berichtet Minas Chatzimichail, Vorsitzender der Hoteliervereinigung auf der Dodekanesinsel Kos.
Griechen können sich einenUrlaub zurzeit nicht leisten
Auch Fluggesellschaften und Reiseveranstalter kurbelten das schlappe Griechenlandgeschäft inzwischen mit Sonderangeboten an. Vor allem in Deutschland ziehen nun die Buchungen wieder an, berichten griechische Hoteliers. Die ausländischen Last-Minute-Gäste sind umso willkommener, als die einheimischen Urlauber ausbleiben. Wegen der Krise können sich in diesem Jahr nur wenige Griechen Ferien in einem Hotel leisten. Die Einkommen sind im vergangenen Jahr nach Berechnungen der OECD um rund 25 Prozent gesunken. Mehr als jeder fünfte Grieche ist arbeitslos, unter den bis zu 25-Jährigen hat sogar jeder Zweite keinen Job.
Der Fremdenverkehr ist für Griechenland aber gerade in der gegenwärtigen Rezession ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Er trägt 16 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt bei und sichert fast jeden fünften Arbeitsplatz. Nach Berechnungen der Bank von Griechenland gingen die Tourismuseinnahmen zwar in den ersten fünf Monaten um mehr als zwölf Prozent von 1,7 auf 1,5 Milliarden Euro zurück.
In der Branche hofft man aber, den Rückstand in den verbleibenden drei Monaten der Saison weitgehend aufholen zu können.