Berlin. Ein Staatsbankrott Griechenlands wird laut Medienberichten immer wahrscheinlicher. Die wichtigsten Geldgeber des Landes, allen voran Deutschland, seien nicht mehr bereit, der Regierung in Athen über die bisherigen Zusagen hinaus Kredite zur Verfügung zu stellen. Das Gleiche gelte für den IWF.

Griechenland steuert Medienberichten zufolge auf einen Staatsbankrott zu. Die wichtigsten Geldgeber des Landes, allen voran Deutschland, seien nicht mehr bereit, Athen über die bisherigen Zusagen hinaus Kredite zur Verfügung zu stellen, berichtete die "Süddeutsche Zeitung" am Montag. Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) glaubt kaum noch daran, dass die griechische Regierung die notwendigen Reformen für einen Verbleib in der Eurozone umsetzen kann.

Auch der Internationale Währungsfonds (IWF) wolle über die bisherigen Zusagen hinaus keine Kredite zur Verfügung stellen, schreibt die "SZ". Dies hatte zuvor bereits der "Spiegel" berichtet. Demnach signalisierte der IWF, sich nicht an weiteren Finanzhilfen für das hochverschuldete Land beteiligen zu wollen. Das Nachrichtenmagazin berief sich dabei auf hochrangige Vertreter der Europäischen Union. Die griechische Regierung hat nach eigenen Angaben Schwierigkeiten, ihre Sparauflagen im Gegenzug für die internationalen Finanzhilfen zu erfüllen.

Drittes Griechenland-Paket "undenkbar"

Nach dem "SZ"-Bericht verlautete aus Berliner Regierungskreisen, es sei "undenkbar, dass Kanzlerin Angela Merkel noch einmal vor den Bundestag tritt und um Zustimmung für ein drittes Griechenland-Paket bittet". Tatsächlich hatte die CDU-Chefin bei den jüngsten Parlamentsbeschlüssen zur Schuldenkrise schon Schwierigkeiten gehabt, die Koalition weitgehend geschlossen hinter sich zu vereinen.

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Wenn der IWF aussteige, werde Griechenland keine weiteren Finanzhilfen mehr bekommen, sagte Unionsfraktionsvize Michael Meister (CDU) dem "Kölner Stadt-Anzeiger" vom Montag. Dann sei keine Grundlage mehr für weitere Zahlungen gegeben. Die Troika aus Europäischer Zentralbank (EZB), EU-Kommission und IWF agiere nur gemeinsam.

Rösler hält Euro ohne die Griechen für denkbar

FDP-Chef Rösler sagte am Sonntag in der ARD, er sei mit Blick auf Griechenland "mehr als skeptisch". Es sei "wahrscheinlich", dass Griechenland seine Auflagen nicht erfüllen können werde. Wenn dies der Fall sei, könne es auch keine weiteren Zahlungen der internationalen Geldgeber an Athen mehr geben. "Ich glaube, für viele Fachleute, für die FDP und auch für mich hat ein Austritt Griechenlands aus der Euro-Zone längst seinen Schrecken verloren", sagte Rösler.

Unterdessen ermahnte Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) die Regierung in Athen, die vereinbarten Reformen und Sparmaßnahmen umzusetzen. "Wenn es Verzögerungen gegeben hat, muss Griechenland diese aufholen", sagte Schäuble der "Bild"-Zeitung (Montagsausgabe). Eine Prognose zum Verbleib des Landes in der Eurozone lehnte er ab. Er werde der Troika nicht vorgreifen, sagte Schäuble. Die Experten werden in dieser Woche erneut in Athen erwartet. "Wenn der Troika-Bericht vorliegt, wird die Euro-Gruppe beraten", sagte Schäuble dem Blatt zum weiteren Verfahren.

Zugleich wies Schäuble jeden Vergleich der Lage Spaniens mit der Griechenlands zurück. "Die Ursachen für die Krisen der beiden Länder sind völlig verschieden. Spaniens Wirtschaft ist viel leistungsfähiger und hat eine andere Struktur. Das Land wird schnell wieder vorankommen." (afp)