Essen. . Verbraucher haben schon lange das Gefühl, dass die Zinsen für den Dispo nicht mehr passen zu den mageren Zinssätzen, die dieselben Institute für Guthaben bieten. Jetzt hat das Bundesverbraucherministerium diesen Eindruck bestätigt, die SPD fordert eine gesetzliche Zinsobergrenze. Die Banken halten gegen: Zunehmende Risiken müssten durch hohe Zinssätze begrenzt werden.

Eine Studie hat erneut bestätigt, dass Dispo- und Überziehungszinsen teils überhöht sind. Die Bundesverbraucherministerin hat an Banken und Sparkassen appelliert, für „faire Konditionen und volle Transparenz“ zu sorgen. Es sei nicht vermittelbar, dass die Institute sich zu historisch niedrigen Zinsen Geld besorgen könnten, bei ihren Kunden aber zum Teil heftig zulangten, sagte Ilse Aigner (CSU). Hier die wichtigsten Fragen und Antworten zum Thema:

Wann werden Dispozinsen fällig?

Wer das Girokonto überzieht, muss dafür Zinsen bezahlen. Bei der Eröffnung des Kontos vereinbaren Bank und Kunde das Limit. In der Regel sind es zwei bis drei Monatseinkommen. Reicht auch dieser Rahmen nicht aus, werden Überziehungszinsen fällig, die noch einmal deutlich über dem Niveau des Dispos liegen.

Wie erfahren Kunden, wie hoch die Zinssätze sind?

Banken und Sparkassen informieren in ihren Filialen per Aushang über die Zinssätze. Sie sind in der Regel auch auf jedem Kontoauszug vermerkt. Die Zinsen werden meist am Quartalsende vom Konto abgebucht. Internetanbieter wie ­biallo.de veröffentlichen regelmäßig Vergleiche über Zinsniveaus der unterschiedlichen Häuser.

Warum sind die Dispozinsen so hoch?

Die Höhe legen jede Bank und jede einzelne Sparkasse in Eigenverantwortung fest. Andreas Löbbe, Sprecher des Sparkassenverbandes Westfalen-Lippe, spricht von einem „höheren Risiko und einem höheren Verwaltungsaufwand“ für die Institute.

Die Kunden lassen ihre Konten ins Minus gleiten, ohne die Bank darüber vorher zu informieren und ohne Sicherheiten zu hinterlegen, wie sie bei normalen Krediten nötig sind. Das verursacht Kosten und Risiken, die sich die Institute mit unterschiedlichen Sätzen bezahlen lassen.

Wie können Bankkunden hohe Dispozinsen umgehen?

Verbraucher können mit ihrem Institut vereinbaren, dass ein Konto nicht überzogen werden darf. Finanzexperten raten aber dazu, zumindest einen Dispo-Rahmen von 500 Euro zu belassen. So ist es möglich, dass regelmäßig fällige Beträge wie etwa Telefonrechnungen auch dann abgebucht werden können, wenn das Konto etwa durch Kosten für eine Urlaubsreise übermäßig belastet ist. Dadurch lassen sich teure Mahngebühren sparen, welche die Kosten für Dispozinsen übersteigen können. Bankkunden können daneben mit ihren Instituten auch über die Höhe der Dispozinsen verhandeln.

Gibt es Alternativen zum Dispo?

Bei größeren Ausgaben raten Verbraucherschützer davon ab, das Girokonto dauerhaft zu überziehen. Sie empfehlen einen Raten- oder Abrufkredit mit niedrigeren Zinsen. Ratenkredite sind Darlehen über eine bestimmte Summe und einen bestimmten Zinssatz, die in einem festen Zeitraum zurückgezahlt werden. Abrufkredite funktionieren ähnlich wie Dispokredite mit einem Kreditrahmen, jedoch muss meist monatlich ein bestimmter Betrag zurückgezahlt werden.

Gibt es Möglichkeiten, die Überziehungszinsen zu deckeln?

SPD-Chef Sigmar Gabriel kündigte an, ein Gesetz für eine Zinsobergrenze auf den Weg zu bringen. Unterstützung bekam er von der grün-roten Landesregierung in Baden-Württemberg. Verbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) indes sieht in einer verordneten Obergrenze die Gefahr, dass sie auch günstigere Banken ausschöpfen und deren Kunden den Nachteil hätten. mit afp