Essen. Im Tarifstreit der Sicherheitsdienste an Flughäfen könnte es womöglich doch noch in den Ferien zu Streiks kommen. Grund ist die Kündigung eines Angestellten, der für Verdi in der Tarifkommission sitzt. Die Gewerkschaft verlangt die Wiedereinstellung - ansonsten seien weitere Verhandlungen nicht möglich.
Der Tarifstreit zwischen der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi und den privaten Sicherheitsunternehmen an den deutschen Flughäfen spitzt sich ausgerechnet kurz nach Ferienbeginn zu. Eigentlich ist für den 27. Juli die nächste Verhandlungsrunde geplant, eigentlich wollte die Gewerkschaft bis dahin auf Streiks verzichten. Doch die Kündigung eines Sicherheitsmitarbeiters am Flughafen Leipzig könnte den Verhandlungstermin nun platzen lassen.
Der Hintergrund ist nicht ganz einfach: Der Mann in Leipzig sitze für Verdi in der Tarifkommission und ihm sei einen Tag nach dem Warnstreik im Juni gekündigt worden, berichtet Özay Tarim, zuständiger Verdi-Fachsekretär für die Flughäfen in NRW. Der Gekündigte habe bereits seit 2007 als Sicherheitsbediensteter am Flughafen Leipzig gearbeitet. Möglich sei die Kündigung nur gewesen, weil Kötter zum Jahresanfang die Aufgaben dort von der Vorgängerfirma Securitas übernommen habe. Alle 125 Beschäftigten, so Tarim, hätten da neue Verträge bekommen - mit neuer Probezeit. "Allein das ist schon ein Unding!", findet der Verdi-Sekretär. Denn eigentlich habe es sich bei der Übernahme der Angestellten um einen "klassischen Betriebsübergang" gehandelt.
Verdi sieht in Kündigung einen "Angriff"
Soweit das grundlegende Problem. Dass sich Kötter aber ausgerechnet "diesen einen Mitarbeiter herausgepickt" und herausgeworfen habe, der die neuen Tarifverträge mit aushandeln soll und sich am Warnstreik beteiligt habe, wertet die Gewerkschaft "als Angriff", betont Özay Tarim. Er spricht von einer "Einschüchterungswelle" und sieht in der Kündigung eine "ganz schwere Belastung der Tarifverhandlungen".
Was aber heißt das für all die Familien, die in den kommenden Tagen und Wochen in ihren Sommerurlaub starten wollen? "Eigentlich", sagt Verdi-Mann Tarim, "wollen wir in den Sommerferien nicht streiken". Die Gewerkschaft wolle den Tarifkonflikt nicht auf "dem Rücken der Arbeitnehmer austragen, die das ganze Jahr auf ihren Urlaub hingearbeitet haben". Aber: Bevor der Kollege nicht wieder eingestellt ist, könne Verdi nicht an den Verhandlungstisch zurückkehren.
Gewerkschaft behält sich Streiks vor
Die Gewerkschaft setzt deshalb auf ein Einlenken von Kötter - dann könne man ruhig und sachlich weiterverhandeln. Sollte der Leipziger Mitarbeiter indes nicht wieder eingestellt werden, betont Verdi-Sekretär Tarim, "behalten wir uns Streiks vor".
Arbeitnehmer und Arbeitgeber verhandeln zurzeit über einen neuen Manteltarifvertrag für die Beschäftigten bei den Sicherheitsdiensten an Flughäfen. Am 15. Juni war die zweite Verhandlungsrunde ergebnislos abgebrochen worden, Verdi rief deshalb für den 19. Juni zu Warnstreiks auf. Die Gewerkschaft fordert unter anderem einheitliche Arbeitsbedingungen an allen Flughäfen in Deutschland, mehr unbefristete Arbeitsverträge und weniger Teilzeitarbeit. Allein am Flughafen Düsseldorf arbeiten laut Verdi-Angaben 600 Menschen in der Fluggastkontrolle, davon 450 in Teilzeit.