Berlin. . Mit Waggons aus den 70er-Jahren und Billigpreisen will HKX der Deutschen Bahn Konkurrenz machen. Der neue Zug fährt von Köln durchs Ruhrgebiet nach Hamburg. Der Preis: günstiger als bei der Bahn.
Mit Kampfpreisen will das neue Eisenbahnunternehmen Hamburg-Köln-Express (HKX) der Deutschen Bahn Kunden abjagen. Auf der lukrativen Strecke will die Privatbahn zwischen 20 und 60 Euro für die einfache Fahrt verlangen. Bei der Bahn kostet diese Reise wenigstens den Sparpreis von 29 Euro, der Normalpreis für eine IC-Fahrt liegt bei 83 Euro.
Am 23. Juli will HKX den ersten Zug vom Rhein an die Alster schicken. Drei Zugpaare verkehren dann zwischen beiden Großstädten. Noch sind keine Tickets dafür erhältlich – am 4. Juli startet der Vorverkauf im Internet und über eine Telefonhotline.
Wenig Konkurrenz auf Fernstrecken
HKX greift die Deutsche Bahn auf einer Paradestrecke an. Die Züge sollen mit alten Rheingold-Waggons aus den 70er-Jahren fahren. Die Tour führt durch NRW mit Stopps in Münster, Gelsenkirchen, Essen, Duisburg und Düsseldorf. „Über weitere Strecken denken wir zu einem späteren Zeitpunkt nach“, erläutert eine Sprecherin.
Auf die private Konkurrenz reagiert die Deutsche Bahn vorerst gelassen. „Wir werden unser Angebot wie bisher weiterführen“, kündigt ein Sprecher an. Auf einen Preiskampf will sich der Konzern zunächst also nicht einlassen.
Bislang hat die Deutsche Bahn auf Fernstrecken ihr Monopol weitgehend erhalten können. Lediglich zwischen Rostock und Leipzig verkehrt ein Fernzug des Unternehmens Interconnex, das ebenfalls mit günstigen Tickets um Kunden wirbt. Ansonsten beherrscht der bundeseigene Konzern das Fernverkehrsnetz.
Die fehlende Konkurrenz hat gute Gründe. Der Einstieg in das Geschäft mit Fernreisen ist teuer und riskant. Denn anders als im Nahverkehr sind Erlöse nicht garantiert. S- und Regionalbahnen werden von Ländern oder Kommunen bestellt und bezahlt. Im Fernverkehr arbeiten die Unternehmen auf eigene Rechnung. Loks und Waggons müssen vorfinanziert werden. HKX hat bisher 16 Millionen Euro investiert, um sich auf einer gut ausgelasteten Strecke mit der Bahn zu messen.
Eine Mahlzeit am Platz
Die Ausgaben halten sich noch in Grenzen. Neue Züge sind um ein Vielfaches teurer. HKX kooperiert daher mit dem Eisenbahnunternehmen Veolia, das die Technik für die Verkehrsverbindung stellen wird, inklusive der Lokführer und den Instandhaltungswerken. Die Rheingold-Waggons mietet HKX an. Ihre Ausstattung entspricht der damaligen 1. Klasse.
Ein Zug fährt mit jeweils sechs Waggons. Fünf davon sind der preisgünstigen Basisklasse zugeordnet, im sechsten wird ein Komfortbereich angeboten – mit Mahlzeit am Platz. Im gesamten Zug soll es Tische mit Steckdosen und Internetanschluss geben.
Andere Konkurrenten der Bahn müssen noch auf den Startschuss für den Wettbewerb warten. Auch der fahrplanmäßige Omnibusverkehr als Konkurrenz zur Bahn ist bislang nicht freigegeben. Bund und Länder verhandeln noch über Details der Regelung. Anfang nächsten Jahres könnte so auch auf der Straße eine Billigkonkurrenz zur Bahn entstehen.