Essen. . Die fallenden Heizölpreise lassen die Verbraucher nicht kalt. Händler registrieren eine ansteigende Zahl von Bestellungen. Das führt zu längeren Lieferzeiten. Aber: Die Situation sei schon mal dramatischer gewesen, heißt es in der Branche.

Die Auftragsbestätigung kam prompt und per E-Mail. Ein Heizölhändler aus Köln bedankte sich bei seinem Kunden für die Order, um postwendend auf „ungewöhnlich lange Lieferzeiten“ hinzuweisen. Der Grund: die hohe Anzahl von Bestellungen. Wolle der Kunde das Öl eher bekommen, müsse er draufzahlen – zwischen 80 und 250 Euro.

„Wir können bestätigen, dass die Kunden derzeit sehr aktiv sind“, sagt die Mitarbeiterin eines Ölhändlers aus Mülheim. Und auch der Mitarbeiter eines Konkurrenten aus Düsseldorf erklärt: „Es ist nicht extrem, aber die Zahl der Bestellungen ist schon deutlich angestiegen.“ Dauere es normalerweise zwei bis fünf Tage, bis das Öl in den Tank der Kunden fließe, so seien die Lieferzeiten auf zehn bis 14 Tage angestiegen.

Ein Liter Standartheizöl kostete gestern in Nordrhein-Westfalen etwas mehr als 80 Cent bei einer Abnahme von 3000 Litern. Seit Mitte März ist der Preis um zirka zwölf Cent gesunken. „Es ist schon etwas günstiger geworden“, sagt Rainer Wiek vom Energie Informationsdienst (EID) in Hamburg. „Bis März kannte man ja eigentlich nur eins: der Preis stieg in Schüben immer weiter an.“ Verantwortlich dafür seien politisch unsichere Lagen in den Förderländern gewesen, oder Spekulationen an den Rohstoffmärkten.

„Es fahren nicht mehr ganz so viele Tankwagen zu den Kunden“

Seit Mitte März nun sinken die Preise. „Das hat zuletzt mehrere Nachfrageschübe ausgelöst“, weiß Rainer Wiek. Der EID befragt regelmäßig Händer in ganz Deutschland. Außergewöhnliche Entwicklungen bei den Lieferzeiten sind dem EID aber nicht bekannt. „Leicht verlängerte Fristen können immer mal vorkommen“, sagt Wiek. Der Heizölmarkt stehe seit längerer Zeit unter Druck, leide am Ausbau der Erneuerbaren Energien oder am Umstieg von Verbrauchern auf den Energieträger Gas. „Einige Händler haben reagiert und ihre Fuhrparks angepasst. Es fahren nicht mehr ganz so viele Tankwagen zu den Kunden.“

Von weitreichenden Lieferengpässen geht die Branche nicht aus. Dazu seien der Preis noch zu hoch und die Aussichten zu unsicher. „Eigentlich weiß niemand so wirklich, wohin die Reise geht“, sagt der Händler aus Düsseldorf. Zum Vergleich: Von Mitte 2008 bis März 2009 brach der Ölpreis ein, stürzte während der Finanzkrise von 98,90 Cent auf 43 Cent je Liter ab. Durch Eurokrise und die sich andeutende Abkühlung der Konjunktur sei nicht auszuschließen, dass der Preis weiter sinke. Und: In Zeiten supergünstiger Ölpreise hätten einige Händler im Frühjahr 2009 sechs Wochen gebraucht, um alle Bestellungen abzuarbeiten.