Berlin. . Mehr als 900 Millionen Menschen nutzen weltweit Facebook, hierzulande 23,5 Millionen. Die Beliebtheit des sozialen Netzwerks macht natürlich auch Marketingchefs den Mund wässrig – fast ein Drittel aller deutschen Unternehmen ist laut Hightech-Verband Bitkom mittlerweile mit eigenen Seiten bei Facebook vertreten. Dabei sollen Rabatte, Geschenke oder exklusive Facebook-Gewinnspiele den Klick auf den „Gefällt mir“-Button versüßen, wie eine Stichprobe der Verbraucherzentrale NRW ergab.
Im Wettrennen um Facebook-Fans ganz vorne mit dabei ist Adidas. Der Sportartikelhersteller hat 14,5 Millionen „Freunde“ – Spitzenreiter Youtube kommt auf fast 59 Millionen „Likes“, wie das Analysehaus Social Bakers berichtet. Bei den meisten deutschen Firmen ist indes noch Luft nach oben. So betreut Galeria Kaufhof überschaubare 8000 Fans, Konkurrent Karstadt folgen 48 000 Menschen auf Facebook. „Soziale Medien sind für die Unternehmen auf dem Weg vom Soll zum Muss“, sagt Bitkom-Präsident Dieter Kempf. Viele Firmen angeln deshalb emsig mit Geschenken und Prozenten nach neuen Facebook-Freunden.
Stichprobe ergab Geschenke-Potpourri
Eine Stichprobe der NRW-Verbraucherzentrale bei 50 Unternehmen ergab ein kurioses Geschenke-Potpourri – von der Pferdesalbe bis zum Eiskratzer. Weit häufiger bekam der Neu-Fan aber Rabatte offeriert. Teilweise jedoch mit Fußangeln: So gab es bei der Bahn den 20-Euro-Rabatt aufs Ticket nur dann, wenn sich zwei Facebook-Fans zusammenfanden.
Die Hälfte der beobachteten Unternehmen wollte seine Facebook-Fans mit Gewinnspielen zum Gefällt-mir-Klick animieren. Eine Extrahürde stellte der Praktiker-Baumarkt auf: Die Verlosung eines Mähroboters sollte erst bei 20 000 erreichten Fans starten.
Wie jede andere Werbe-Aktion müssen sich Gewinnspiele dem Facebook-Regelwerk unterwerfen. Das heißt: Gewinner dürfen nicht über das private Profil verständigt werden, auch können die Unternehmen die Daten der Teilnehmer nicht direkt von deren Facebook-Seite kopieren. Für jede Werbeaktion müssen die Adressen deshalb gesondert eingesammelt werden, alles zusätzlich zur bekannten Datensammelwut von Facebook.
Die Firmen kennen keine Scheu beim Datensammeln. Besonders negativ ist der Verbraucherzentrale der Weltbild-Verlag aufgefallen, weil er zum Muttertag mit einer Verlosung lockte – und neben den Adressen seiner Fans auch die Daten von deren Müttern einsammelte. Wer nach fleißigem „Liken“ von Werbung überrollt wird, kann diese in der Rubrik „Neuigkeiten“ sperren – oder gleich den Daumen über das ganze Unternehmen senken.
Verbraucherschützer mahnen zur Vorsicht
Die Verbraucherschützer raten zur Vorsicht, wenn satte Rabatte auf der Facebook-Pinnwand eintrudeln. Meist lauern hinter dem Link zum 100-Euro-Gutschein nur dubiose Werbeseiten, auf denen man sich womöglich auch noch einen Virus einfängt. Gefällt mir? Mitnichten!