Essen.. Das eigene Haus als Sofortrente: Bei der „Umkehrhypothek“ zehren Eigentümer ihre Immobilie langsam auf. Viele Angebote sind aber sehr teuer.
Im Alter wird das Geld zum Leben oft knapp. Die gesetzliche Rente fällt immer kleiner aus, die Preise steigen laut Bundesbank künftig schneller als bisher – gegen eine zusätzliche Einnahmequelle hätten die meisten Senioren deshalb sicher nichts einzuwenden.
Zumindest für Immobilienbesitzer gibt es seit einigen Jahren eine neue Möglichkeit, das Ruhesalär aufzubessern. Fachleute sprechen von einer „Immobilienrente“ oder „Umkehrhypothek“. Das Prinzip: Der Eigentümer bleibt in den eigenen vier Wänden wohnen, zehrt aber bis zum Tod oder einem Umzug in ein Pflegeheim sein Immobilienvermögen Stück für Stück auf. Vorteil: Das Haus muss nicht verkauft werden, um an Geld zu kommen, ein Umzug ist nicht nötig, sollte es im Alter an Liquidität mangeln.
Die Auszahlungen sind steuerfrei
Die wichtigsten Anbieter auf dem deutschen Markt sind die Immokasse in Zusammenarbeit mit der Deutschen Kreditbank (DKB) und seit Jahresanfang auch die R+V Versicherung. Die Immokasse bietet eine Einmalzahlung, bei der R+V ist auch eine lebenslange Rente möglich. Die Auszahlungen sind steuerfrei. Dafür nimmt der Eigentümer einen Kredit auf sein Haus auf – fällig werden Zinsen und Kreditsumme jedoch erst nach dem Tod, bei einem Verkauf oder bei einem Umzug. Die Bank bedient ihre Forderungen erst später aus dem Verkauf des Hauses. Voraussetzung ist allerdings eine schuldenfreie Immobilie in gutem Zustand und in guter Lage. Die Anbieter legen zudem strikte Kriterien an. Bei der Immokasse muss die Immobilie mindestens 100 000 Euro wert sein, die R+V verlangt mindestens 250 000 Euro. Der Kreditnehmer muss 65 Jahre oder älter sein – je älter er ist, desto höher fallen Auszahlung oder Rente aus.
Die Kosten des Modells sind sehr hoch
Was sich im ersten Moment genial anhört, hat auch Schattenseiten. Die Kosten des Modells sind sehr hoch, warnt die Verbraucherzentrale NRW. Stattliche Zinssätze, Gebühren, Gutachter und eine Rückversicherung der Bank schrauben die Kosten rasch in die Höhe. Bei einer Immobilie im Wert von 200 000 Euro kommt nur eine bescheidene Zusatzrente von etwa 340 Euro im Monat oder eine Einmalzahlung von 50 000 Euro heraus, erläutern die Verbraucherschützer. Nach Berechnungen der Stiftung Warentest lohnt sich eine Eigenheimrente erst ab dem 70. Lebensjahr: „Jüngere erhalten nur eine Minirente.“
Zweiter großer Nachteil: Die Erbmasse schwindet rasch dahin. Erben müssen die Umkehrhypothek abzahlen oder das Haus verkaufen. Einen alternativen Ansatz bietet die Stiftung Liebenau mit ihrer „Zustifter-Rente“ – hierbei wird das Haus verkauft und zugleich ein lebenslanges Wohnrecht und eine Extra-Rente vereinbart.