Essen. . Der deutschen Tourismusbranche bricht das Griechenland-Geschäft weg: Fotomontagen von der Kanzlerin in Nazi-Uniform, eine antideutsche Stimmung und die Furcht vor Streiks ließen die Reisebuchungen im Vergleich zum Vorjahr um 30 Prozent einbrechen.

Die dramatische Krise in Griechenland verhagelt inzwischen auch der deutschen Tourismusbranche das Geschäft. Die Buchungen nach Hellas sind eingebrochen. Mit Preisrabatten von bis zu 20 Prozent und Werbekampagnen versuchen die Veranstalter, ihre Reisekontingente für diesen Sommer doch noch zu verkaufen.

Um 25 bis 30 Prozent sind die Griechenland-Buchungen im Vergleich zum Vorjahr zurückgegangen. Die Fernsehbilder von den Inseln schrecken die Touristen ab, vermuten Experten: Griechen, die deutsche Fahnen verbrennen und Fotomontagen, die Angela Merkel in Nazi-Uniform zeigen. Der harte Sparkurs, den die Kanzlerin den Griechen abverlangt, heizt das antideutsche Klima auf.

Alexandra Hoffmann ist Sprecherin des Duisburger Tourismuskonzerns Alltours. In der vergangenen Woche war sie für einige Tage in Griechenland. „Ich habe keine Anfeindungen oder Animositäten gegen Deutsche erlebt“, sagt sie. Dennoch verbucht ihr Unternehmen einen Buchungseinbruch. Alltours versucht gegenzusteuern, hat die Frühbucher-Fristen verlängert, eine Werbekampagne für Griechenland-Reisen in den Medien gestartet und den Reisebüros kostenlos Hellas-Dekoration zur Verfügung gestellt. Die Duisburger werfen auch Sonderangebote auf den Markt. „Dumpingpreise wird es aber nicht geben“, sagt die Alltours-Sprecherin.

Drohende Streiks

Auch andere Konzerne klagen. „Uns macht Griechenland Sorge“, sagte Rewe-Tourismusvorstand Norbert Fiebig. Die Bundesbürger fürchteten „politische Instabilitäten“ und damit drohende Streiks. Zudem fänden sie das Bild der Deutschen in den griechischen Medien befremdlich.

„Griechenland läuft sehr schlecht, genau wie Nordafrika“, klagt auch Hartmut Mehdorn, Chef von Deutschlands zweitgrößter Fluglinie Air Berlin. Das Griechenland-Geschäft betrage derzeit gerade einmal 30 Prozent dessen, was Air Berlin noch vor zwei Jahren erzielt habe. Dass die Zurückhaltung ein deutsches Problem zu sein scheint, zeigen die Erfahrungen aus europäischen Nachbarländern: In Großbritannien, Italien und Österreich etwa melden Reiseveranstalter allenfalls geringe Rückgänge im Griechenland-Geschäft. Lediglich die Franzosen meiden ebenfalls das Land, heißt es beim Verband der französischen Reiseunternehmen.

Zypern profitiert

Wegen der Griechenland-Krise bleiben die sonnenhungrigen Deutschen im bevorstehenden Sommer aber auch nicht zu Hause. „Wir beobachten, dass Urlauber mit dem Reiseziel Griechenland zurzeit auf andere Mittelmeerstaaten wie Italien, Spanien, die Türkei und insbesondere Zypern ausweichen“, sagte Klaus Laepple, Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Tourismuswirtschaft, dieser Zeitung. Bei einem reinen Badeurlaub seien die Ziele austauschbar. „Allerdings gibt es herausragende touristische Attraktionen, die eben nur Griechenland besitzt“, so Laepple.

Streiks und Negativschlagzeilen – Laepple ist davon überzeugt, dass das touristische Angebot in Griechenland nicht unter der Schuldenkrise leide. „Ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis macht das Land momentan noch stärker auch für den kleinen Geldbeutel erschwinglich“, rührt der Tourismus-Präsident die Werbetrommel für Hellas.