Düsseldiorf. Eine Rückkehr zur Drachme könnte für Griechenland bedeutend schlimmere Folgen haben als ein Verbleib in der Euro-Zone. Davor hat der Wirtschaftsweise Wolfgang Franz in einem Zeitungsinterview gewarnt. Der Konsum und die Investitionstätigkeit würden zusammenbrechen, die Arbeitslosigkeit würde ansteigen.

Der Chef der deutschen Wirtschaftsweisen, Wolfgang Franz, hat Griechenland vor einem Austritt aus der Eurozone gewarnt. "Der Konsum und die Investitionstätigkeit in Griechenland brächen ein, die Arbeitslosigkeit nähme rapide zu", sagte Franz der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" vom Samstag. "Viele griechische Sparer verlören große Teile ihres Vermögens, insgesamt gesehen kämen die Griechen bei einem Austritt aus der Währungsunion zumindest kurz- und mittelfristig sprichwörtlich vom Regen in die Traufe", fügte er hinzu.

Die große Mehrheit der Griechen wolle im Euro bleiben. "Dann muss dem griechischen Wahlvolk aber verdeutlicht werden, dass dies nur möglich ist, wenn die Vereinbarungen über die Reformen eingehalten werden, die Griechen also bei den Wahlen im Juni über einen Verbleib in der Währungsunion abstimmen", sagte der Chef des Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung. Die Eurozone dagegen würde bei einem Ausscheiden Griechenlands zwar hohe Abschreibungen vornehmen müssen, brauche aber nicht "so dramatische und unkalkulierbare Folgen wie vor zwei Jahren" befürchten, ergänzte Franz

In Griechenland soll am 17. Juni ein neues Parlament gewählt werden. Am 6. Mai hatten Parteien, die den Sparkurs ablehnen, starke Zuwächse verzeichnet. Die Parteien im Parlament konnten sich dann nicht auf die Bildung einer Koalition verständigen. Laut Umfragen lehnen viele Griechen die Sparauflagen ab, schrecken aber auch vor einem Austritt aus dem Euroraum zurück. Am Freitag sorgte die Behauptung der Übergangsregierung für Verwirrung, Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) habe empfohlen, in einem Referendum über den Verbleib in der Eurozone abstimmen zu lassen. Die Bundesregierung wies dies umgehend zurück. (afp)