Schönefeld/Berlin. Die Eröffnung des neuen Flughafens Berlin Brandenburg rückt nach der Absage des Termins für den 3. Juni in weite Ferne. Einem Bericht zufolge gab es beim Bau mehr Verzögerungen als nur beim Brandschutz. Die Lufthansa prüft derweil eine Schadenersatzklage gegen die Betreibergesellschaft.

Ein neuer Termin für die Eröffnung des Hauptstadtflughafens Berlin Brandenburg ist nicht in Sicht. Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) sagte am Samstag bei einem Tag der offenen Tür auf der Flughafenbaustelle in Schönefeld, er hoffe, dass nach der Aufsichtsratssitzung am Mittwoch ein "neuer, belastbarer Termin" bekanntgegeben werden könne. Wowereit ist zugleich Aufsichtsratschef der Flughafengesellschaft.

Ursprünglich war für Anfang nächster Woche angekündigt worden, einen neuen Termin zu nennen. Nach dapd-Informationen halten Luftfahrtexperten eine Festlegung selbst am Mittwoch für unrealistisch. Die für 3. Juni geplante Eröffnung des Airports war am Dienstag überraschend wegen Brandschutzproblemen abgesagt worden.

Nur zur Hälfte betriebsbereit?

Derweil ist offenbar ein Bericht aufgetaucht, demzufolge der neue Hauptstadtflughafen auch mit funktionierender Brandschutzanlage nicht am 3. Juni startklar gewesen wäre. Wie der "Focus" berichtet, liegt der Berliner Stadtentwicklungsverwaltung ein Bericht von Experten eines Münchner Unternehmens aus dem April vor, wonach wichtige Bereiche von Check-in über Zoll bis Boarding und Bodenverkehr nur zu 52 Prozent betriebsbereit sind. Die Firma ist für den Probebetrieb am neuen Flughafen mitverantwortlich.

Ein Flughafensprecher bestätigte am Samstag die Existenz des Berichts. Nach seinen Angaben funktionieren 52 Prozent der Prozesse zu 100 Prozent. Der Rest sei "nicht immer zuverlässig", die Probleme hätte man aber durch andere Maßnahmen in den Griff bekommen und den Flughafen termingemäß eröffnen können. Die Stadtentwicklungsverwaltung war für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen.

Lufthansa fordert Schadenersatz

Die Lufthansa will unterdessen Schadenersatz von der Flughafen-Gesellschaft fordern. "Am Ende wird eine große Rechnung auf die Berliner Flughäfen zukommen", sagte Vorstandsmitglied Carsten Spohr der "Berliner Morgenpost" vom Samstag.

Womöglich müssten Beschäftigte von anderen Standorten zeitweise in Berlin aushelfen, um Passagiere umzubuchen und zu betreuen. "Das alles kostet Geld", sagte Spohr. Eine eigene Versicherung habe man nicht für solche Fälle. "Unsere Versicherung heißt in diesem Fall Berliner Flughafen GmbH."

"Die Blamage ist ohnehin da"

Spohr plädierte für eine Eröffnung des Flughafens BER frühestens zum Beginn des Winterflugplans, also Anfang November. "Wenn es nach uns geht, kann der Termin auch noch weiter nach hinten gelegt werden", sagte Spohr. Wichtig sei, dass dann bei der Eröffnung alles einwandfrei funktioniere. Spohr warnte vor zu großer Hektik bei der Datumsfindung. "Die Blamage ist ohnehin da."

Experten der Lufthansa hatten offenbar schon vor Wochen gewarnt, dass der Eröffnungstermin am 3. Juni kaum zu halten sei. So soll laut Spohr unter anderem die IT am Flughafen nicht richtig funktionieren. Zudem gab es ihm zufolge deutlich mehr Rückstände beim Bau als bislang bekannt. Demnach wäre offenbar nicht einmal die Lounge der Lufthansa fertig geworden. (dapd/afp)