Die Zinsen sind auf einem Tiefstand, die Inflation steigt. Bei Finanzgeschäften müssen sich Verbraucher in diese Zwickmühle begeben. Die Situation ist unübersichtlicher denn je. Einige Tipps, worauf Verbraucher bei Finanzgeschäften jetzt achten müssen.

Die Situation an den Finanzmärkten ist für Verbraucher unübersichtlicher denn je. Hohen Inflationsraten stehen historisch niedrige Zinsen gegenüber, der Markt für Geldanlagen und Kredite hat sich wegen der Krisenpolitik der Europäischen Zentralbank in den letzten Jahren neu sortiert. „Die Politik des billigen Geldes führt erkennbar zu weiteren Verwerfungen in der Wirtschaft. Zum einen wird weiter die Spekulation subventioniert, zum anderen werden Sparer durch niedrige Zinsen bestraft“, sagt der Ökonom Max Otte im Gespräch mit der WAZ.

Sparer und Kreditnehmer müssen bei ihren Bankgeschäften deshalb umsichtig sein und die Angebote genau vergleichen. Von den niedrigen Zinsen profitieren vor allem Bauherren. Nach Berechnungen der Stiftung Warentest und des Verbraucherportals Biallo.de kostet Baugeld mit zehn Jahren Zinsbindung derzeit nur noch rund drei Prozent. „Nie waren die Zinsen so niedrig, nie war das Kreditangebot so vielfältig wie heute“, heißt es im aktuellen Verbrauchermagazin „Finanztest“. Das bedeutet auch, dass Kreditnehmer die Offerten vergleichen sollten. Bei einem Kredit von 150 000 Euro mit 20 Jahren Laufzeit seien bei der Wahl des günstigsten Anbieters bis zu 40 000 Euro zu sparen.

Vergleichbares gilt für Ratenkredite. Auch hier markieren die Zinsen neue Tiefststände, bei kurzen Laufzeiten sind Zinssätze ab 3,45 Prozent möglich, die Mehrheit der günstigen Anbieter liegt je nach Laufzeit und Kreditsumme unter der Fünf-Prozent-Marke. Wer das falsche Institut wählt, kann aber auch das Doppelte zahlen.

Hohe Überziehungszinsen

Weniger kundenfreundlich zeigen sich die Banken bei den Dispozinsen. Die Kurzzeitkredite bei der Kontoüberziehung überschreiten trotz des billigen Notenbankgeldes für die Banken schnell die Zehn-Prozent-Marke. Das umstrittene Gebaren der Geschäftsbanken wird von Verbraucherschützern heftig kritisiert und hat auch die Politik auf den Plan gerufen. Das Bundesverbraucherschutzministerium prüft derzeit die hohen Überziehungszinsen und will im Laufe des Jahres Ergebnisse präsentieren. Einstweilen gilt, dass sich Bankkunden mit einer Tendenz zu roten Zahlen auf dem Konto eine möglichst günstige Bank suchen sollten. Die besten Anbieter verlangen zwischen sechs und acht Prozent. Wer regelmäßig sein Konto überzieht, fährt meist besser mit einem preiswerteren „Abrufkredit“.

Es gibt aber auch Verlierer der Niedrigzinspolitik. Sicherheitsliebende Sparer haben bei Inflationsraten jenseits von zwei Prozent Probleme, ihre Ersparnisse zu sichern oder zu mehren. Deshalb gilt auch auf der anderen Seite der Zinswelt: Bankkunden sollten etwas Zeit aufwenden, um Angebote zu vergleichen. Berücksichtigt man die Steuerlast, lässt sich derzeit selbst mit den besten Tagesgeld-Offerten kaum die Inflation ausgleichen. Attraktiver könnten Festgelder sein, bei drei Jahren Laufzeit winken Renditen von bis zu vier Prozent. Die Frage aber ist, ob eine so lange Festlegung vernünftig ist. Die EZB muss früher oder später den Krisenmodus verlassen und die Zinsen wieder anheben.