Rüsselheim. Auf Anordnung des amerikanischen Mutterkonzern soll Opel laut Medienberichten ein Drittel der geplanten Astra-Produktion ins polnische Gliwice verlagern. Der Grund sich Überkapazitäten. Der Bau des Astras war der Rüsselheimer Belegschaft im Gegenzug für Lohnverzicht zugesichert worden.
Opel soll einem Bericht zufolge einen Teil seiner Astra-Produktion von Rüsselsheim nach Polen verlegen. Auf Geheiß des US-Mutterkonzerns General Motors wolle Opel-Chef Karl-Friedrich Stracke den Bau von 10.000 der insgesamt für 2012 in Rüsselsheim geplanten 30.000 Astra-Einheiten in das Werk ins polnische Gliwice verlagern, berichtet die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" unter Berufung auf Gewerkschafts- und Betriebsratskreise. Opel wollte den Bericht am Freitag nicht kommentieren.
Kapazitätsabbau nur mit Zustimmung des Betriebsrates
Unternehmensangaben zufolge produzierte Opel im vergangenen Jahr in Rüsselsheim rund 18.300 Astras der zehnten Baureihe. In Gliwice waren es demnach 153.000 und am Sitz im britischen Ellesmere Port 136.000.
Im Werk in Gliwice müssten vermutlich Beschäftigte entlassen werden, wenn das Werk nicht besser ausgelastet werde, berichtet die Zeitung. Doch auch am Opel-Stammsitz werde in der Produktion derzeit nur an vier Tagen in der Woche gearbeitet, weil die Bestellungen zurückgegangen sind.
Eine Verlagerung von Produktionskapazitäten könnte Unternehmenschef Stracke laut dem Bericht nur mit der Zustimmung von Betriebsratschef Wolfgang Schäfer-Klug umsetzen. Im Jahr 2010 hätten Belegschaft und Konzernleitung einen Vertrag geschlossen, der dem Stammwerk die Hälfte des Produktionsvolumens für den fünftürigen Astra zusage. Im Gegenzug für diese und andere Zusagen hatten die Beschäftigten demnach auf jährlich 265 Millionen Euro Lohn verzichtet.
General Motors hatte in den vergangenen bereits für erhebliche Unruhe am Standort seiner Tochterfirma gesorgt, als bekannt wurde, dass das Werk in Bochum offenbar geschlossen werden soll. Zwar hat die Konzernführung die Nachricht nicht bestätigt und darauf verwiesen, dass es bis 2014 bindende Verträge für den Standort gibt. Beobachter gehen allerdeings davon aus, dass General Motors in dieser Richtung plant - und die in Asien produzierte Marke Chevrolet für das Auslandsgeschäft stärken will. (dapd)