Köln. .

Die Zeit scheint reif für Lehmbau, Schafwolldämmung bis hin zu organisch geformten „Hütten“, die an afrikanische Dörfer erinnern. Nicht, weil die Energiewende in Deutschland uns zurück in die Steinzeit katapultiert, auch wenn das mancher Kritiker meint. Das Gegenteil glauben die Organisatoren der neuen Messe „EcoBau Live“, die gestern im ExpoXXI am Gladbacher Wall in Köln Premiere hatte.

40 Aussteller rund um das Thema ökologisch bauen, sanieren und um effizienten Energieeinsatz dreht sich die Ausstellung, die sich in erster Linie an Architekten, Bauingenieure, Handwerker und Städteplaner richtet. Privatleute sind aber „natürlich willkommen“, erklärt Organisator Christoph Rénevier. Insgesamt drei Tage läuft die Messe, also noch bis einschließlich morgen. Allerdings kostet der Eintritt für die gesamte Zeit 40 Euro, ein Tagesticket gibt es nicht.

Im kommenden Jahr wagt sich der Messebetreiber Rénevier mit seinem Team dann auf das Gelände der großen Köln Messe. Er rechnet dann mit vier bis fünf Mal so viel Ausstellern und entsprechend vielen Besuchern. Im historischen Ambiente der ExpoXXI werden in diesem Jahr 3000 bis 5000 Fachbesucher erwartet.

Entwickelt sich die EcoBau wie das Londoner Vorbild EcoBuild, dürfte sie sich bald auch zur Besuchermesse entwickeln. Die EcoBuild, vor ein paar Jahren auch als Messe mit dem Ziel nachhaltiges Bauen gestartet, ist heute laut Organisatoren die größte Baumesse der Welt – mindestens aber wohl eine der größten Messen Großbritanniens.

Das Konzept in Köln ist angelehnt an das Londoner Vorbild. Aussteller, die dem Anspruch Nachhaltigkeit mit ihrem Angebot gerecht werden müssen. Dazu Podiumsdiskussionen zu Nachhaltigkeit im Bau- und Immobiliengewerbe und Fachseminare zu Themen wie Energiemanagement, Lüftung&Klimatechnik oder „Solare Kühlung&Wärmepumpe“ und „Intelligente Fassade“ bis hin zu „Green Cities“, alles im Ticket inklusive.

Die Bandbreite der Aussteller ist vielfältig wie das Thema selbst. Sie reicht von RWE mit ihrer Haussteuerung, über etablierte Firmen wie Buderus mit Heizungstechnik, Schott Solar aus Mainz, Intra Photovoltaics aus Bochum und Energiebau Solarsysteme aus Köln bis zu Nischenanbietern wie „Baur Vliesstoffe“ aus dem mittelfränkischen Dinkelsbühl, die Dachdämmung mit reiner Schafwolle anbieten. Unschlagbar beim Thema Raumklima, weil die Wolle innerhalb kürzester Zeit viel Feuchte aufnehmen und wieder abgeben kann, zu dem wie ein Schadstofffilter die Luft säubere, sagen die Anbieter. „Wolle ist eine ziemlich irre Faser und hat viel mehr Bindungspotenzial als eine Pflanzenfaser“, sagt Produktmanager Oliver Heinrich. Formaldehyd und Ozon sauge die Wolle unter dem Dach förmlich auf, weil die Eiweißkette in der Faser mit ihnen reagiere. Im nächsten Jahr wird die Firma Baur einhundert Jahre alt. Kerngeschäft ist nach wie vor die Herstellung von Matratzenvliesen. Seit 15 Jahren bieten sie auch Dämmstoffe aus dem etwas gröberen Anteil der Wolle auf dem Markt an. Aber erst jetzt scheint die Zeit reif dafür, sich langsam als Ökobaustoff durchsetzen zu können. Aktuell kostet ein Quadratmeter echte Schafdämmwolle in zehn Zentimeter Stärke mit einem laut Firma effektivem Wärmeleitwert von 0,37 rund 30 Euro. Verglichen mit Baumarktglasfaserwolle immer noch ein kleines Vermögen.

Ähnlich schlucken dürften die Messebesucher, die Interesse an der Lehmbauplatte mit integrierter Wandheizung als Alternative zu herkömmlichen Trockenbauplatten und dem Einsatz konventioneller Heizkörper haben. Mit 85 bis 90 Euro pro Quadratmeter gibt der Hersteller die Kosten an. Dafür ist es ähnlich gut für das Raumklima wie Schafwolle unterm Dach. Und mit einer Wandflächenheizung lässt sich durchaus auch einiges an Energie sparen.

Am Ende ist es ein nicht ganz leichtes Rechenexempel, bei dem nach wie vor der Faktor ökologisches Bewusstsein eine wesentliche Rolle spielt. In Zeiten der Energiewende scheint das aber zunehmend der Fall zu sein. Für 2013 haben sollen sich jedenfalls bereits zahlreiche Aussteller für die Messe angemeldet haben.