Hamburg. . Während die Lohnsteigerungen der Arbeitnehmer seit 2003 gerade einmal knapp über dem Inflationsniveau liegen, verdoppelten sich die Gehälter deutscher Konzernlenker. 2011 lag VW-Boss Martin Winterkorn mit knapp 17,5 Millionen Euro an der Spitze.
Die Chef-Gehälter, die Großkonzerne zahlen, sind regelmäßig Gegenstand von Hitparaden. Etliche Institute stellen von Jahr zu Jahr die Einkommenszahlen gegeneinander. Alle kommen zu demselben Schluss: Das Plus für die Bosse liegt weit über den Gehaltssteigeringen durchschnittlicher Arbeitnehmer.
Spiegel Online hat mit Zahlen der Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz errechnet, dass sich Bezüge der Vorstandschefs von Großkonzernen seit 2003 verdoppelt haben. So viel wie Martin Winterkorn verdient aber keiner seiner Kollegen. Der VW-Chef kassierte im vergangenen Jahr knapp 17,5 Millionen Euro – so viel wie kein anderer Chef eines Dax-Unternehmens. Und seine Gehalteentwicklung stieg so steil wie keine andere.
Aber auch Wolfgang Reitzle von Linde und Herbert Hainer von Adidas konnten ihre Gehälter seit 2003 mehr als verdreifachen. Ben Lipps, Chef des Medizintechnikkonzerns Fresenius Medical Care , kann sich sogar über eine Verfünffachung seiner Bezüge freuen.
Arbeitnehmer bekommen nur 18 Prozent mehr
Der gewaltige Schluck aus der Pulle für die Bosse steht im krassen Widerspruch zur Lohnentwicklung der normalen Beschäftigten. Sie sind laut Tarifarchiv der Hans-Böckler-Stiftung zwischen 2003 und 2011 nur um rund 18 Prozent gestiegen. Inflationsbereinigt sei von diesen Gehaltssteigerungen kaum etwas übrig geblieben, beruft sich Spiegel Online auf die gewerkschaftsnahen Experten.
Dem gegenüber steht die Verdoppelung der Manager, die die Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz aus eigenen Daten errechnet hat. Danach zahlten die 24 Konzerne, die seit dem Jahr 2003 ununterbrochen dem wichtigsten deutschen Aktienindex Dax angehören, ihren Vorstandschefs damals im Schnitt 2,6 Millionen Euro. Im Jahr 2010 waren es schon 5,1 Millionen Euro. Auch der Trend für 2011 scheint eindeutig: Bisher liegt der Durchschnitt nach Erkenntnissen der Unternehmensberatung Towers Watson bei 6,6 Millionen Euro pro Konzernchef.
Verlierer ist der Commerzbank-Chef
Es gab aber auch Manager, die Gehalt verloren. Größter Verlierer ist Commerzbank-Chef Martin Blessing. Während sein Vorgänger Klaus-Peter Müller im Jahr 2006 noch 3,8 Millionen Euro verdiente, muss sich Blessing seit 2008 mit 500 000 bis 600 000 Euro zufrieden geben. Der Bund hatte die Vorstandsgehälter für Banken gedeckelt, die er 2008 mit Milliardenhilfen vor dem Zusammenbruch rettete.
Die Top 10 der Manager-Gehälter
Martin Winterkorn (Volkswagen): 17,5 Millionen Euro
Peter Löscher (Siemens): 9,8 Millionen Euro
Dieter Zetsche (Daimler): 9,6 Millionen Euro
Josef Ackermann (Deutsche Bank): 9,0 Millionen Euro
Jürgen Großmann (RWE): 8,4 Millionen Euro
Wolfgang Reitzle (Linde): 8,0 Millionen Euro
Norbert Reithofer (BMW): 6,2 Millionen Euro
Herbert Hainer (Adidas): 6.0 Millionen Euro
Kurt Bock (BASF): 6,0 Millionen Euro
Kaspar Rorstedt (Henkel): 6,0 Millionen Euro