Düsseldorf. . Deutschlands größter Energiekonzern Eon schreibt erstmals rote Zahlen. Der Verlust für das Geschäftsjahr 2011 lag bei 2,2 Milliarden Euro. Doch Eon-Chef Johannes Teyssen sieht die Talsohle erreicht.

Rot, das war in der Historie von Eon lediglich die Farbe des Konzernlogos. Doch bei Deutschlands größtem Energieunternehmen leuchtet die Farbe Rot erstmals in der Jahresbilanz. Für das abgelaufene Geschäftsjahr meldete Eon gestern einen dicken Verlust – 2,2 Milliarden Euro. 2010 stand noch ein Gewinn von 5,8 Milliarden Euro.

Die Gründe für diesen Absturz sind offenkundig. Durch die Energiewende fielen zwei Kernkraftwerke als Gewinnbringer aus. Darüber hinaus rissen aber auch Abschreibungen in Milliardenhöhe – etwa für Kraftwerke in Südeuropa – tiefe Krater in die Bilanz. Eon-Chef Johannes Teyssen sprach vom „schwierigsten Jahr in der Eon-Geschichte“.

Auch wenn Teyssen fast in gleichem Atemzug verkündete, dass die Talsohle erreicht sei – Rivale RWE wählte bei seiner Bilanz das gleiche Sprachbild –, auch die Zukunft des Konzerns birgt einige Unsicherheiten.

Zukunft für Eon-Mitarbeiter ist weiter ungewiss

Dies trifft vor allem die Mitarbeiter. Weitere Details zum Abbau von 11 000 Stellen, allein 6000 davon in Deutschland, blieb das Unternehmen gestern schuldig. Der für das Sparprogramm verantwortliche Vorstand Bernhard Reutersberg erläuterte lediglich, dass bis Mitte des Jahres eine Reihe von Einzelmaßnahmen definiert würden und erst dann klar sei, welche Mitarbeiter in welchen Bereichen betroffen sind. Reutersberg: „Es steht nicht fest, wie viele Mitarbeiter bis Ende des Jahres abgebaut werden.“ Fest steht, dass Eon für die Stellenstreichungen rund 800 Millionen Euro in die Hand nimmt.

Trotz Unsicherheit verbreitet Eon in der Frage des neuen Steinkohlekraftwerks Datteln 4 Optimismus. „Wir gehen davon aus, dass es Strom für die Bahn produzieren wird“, sagte Vorstand Klaus-Dieter Maubach. Der Bau des Milliarden-Projekts war per Gerichtsbeschluss gestoppt worden.

Für Johannes Teyssen gibt es mehrere Anzeichen dafür, dass der Konzern schnell wieder schwarze Zahlen schreibt. So winkt dem schwachen Gashandelsgeschäft, das 2011 auf Grund ungünstiger Lieferverträge einen Verlust von 700 Millionen Euro verursachte, etwas Linderung. Am späten Dienstagabend erzielte Eon mit dem norwegischen Konzern Statoil eine Einigung über neue Lieferbedingungen. Damit hat Eon 65 Prozent seiner Gasverträge neu ausgehandelt. Die restlichen 35 Prozent hängen von den Gesprächen mit Gazprom ab.

Teyssen sieht Energiewende als riskanten Weg

Vom Verkaufsprogramm, mit dem Eon bis Ende 2013 rund 15 Milliarden Euro einnehmen will, sind 9,5 Milliarden umgesetzt. Der Verkauf der Essener Gasnetztochter Open Grid Europa wird in den nächsten Monaten unter Dach und Fach gebracht.

Darüber hinaus hofft Eon auf neuen Schwung im Ausland. Neben Brasilien schaut der Konzern nach Indien und in die Türkei.

Als wollte Teyssen die schlechten Zahlen wegreden, verbrachte er viel Zeit mit den Plänen für die Erneuerbaren Energien. Rund sieben Milliarden will Eon in den nächsten fünf Jahren in die Ökostromerzeugung stecken, eine Milliarde davon in Deutschland. Und der Hinweis darauf, dass Eon 2011 zum „Grünen Stromerzeuger des Jahres“ gekürt wurde und man eine Vorreiterrolle in diesem Bereich habe, offenbarte, dass Teyssen versuchte, jeden Kommentar zur Energiewende zu vermeiden.

Ganz gelang es nicht. Teyssen ließ sich entlocken, dass Deutschland auf einem riskanten Weg sei und es Zeit sei, statt Sprechblasen einen verlässlichen Rahmen zu setzen.

Trotz der schwachen Zahlen, die eine Kürzung der Dividende von 1,50 Euro auf einen Euro pro Aktie nach sich zieht, gehörte Eon an der Börse zu den Gewinnern. Teilweise lag die Aktie über sechs Prozent im Plus. Die Anlager hatten noch dunkleres Rot erwartet.