Frankfurt/Main. . Aktion verpufft: Noch am Donnerstag schüttete die EZB frisches Geld an die europäischen Banken aus. Doch die legten es just wieder bei der Europäischen Zentralbank an. Das Ganze offenbart die großen Probleme des europäischen Bankensektors.

Rekordbeträge schwappen hin und her und illustrieren die Probleme des europäischen Bankgewerbes: Die Euro-Banken haben in der Nacht zum Freitag den Rekordbetrag von 777 Milliarden Euro bei der Europäischen Zentralbank (EZB) gebunkert. Das übertrifft den bisherigen Höchststand der „Angstkasse“ um knapp 250 Milliarden Euro, wie aus von der EZB in Frankfurt am Main veröffentlichten Zahlen hervorgeht.

800 Banken hatten am Donnerstag von der EZB Kredite in Höhe von knapp 530 Milliarden Euro zu extrem günstigen Konditionen erhalten. Bei der ersten Kreditvergabe dieser Art hatten die Banken im Dezember schon einmal rund 490 Milliarden Euro bekommen. Einen Großteil des Geldes ließen sie nun gleich wieder an die Notenbank zurückfließen.

Misstrauen ist groß

Die Banken müssen das Geld jeweils abends bis kurz nach 18.00 Uhr bei der EZB einzahlen. Am folgenden Morgen bekommen sie es zum Handelsstart wieder. Weil sie sich das Geld für ein Prozent jährlich leihen, aber nur ein Viertel dessen an Guthabenzinsen von der Notenbank bekommen, sprechen Experten von einer Art Versicherung gegen Pleiten. Dafür hat sich der Begriff „Angstkasse“ durchgesetzt, denn in normalen Zeiten leihen sich die Banken das Geld gegenseitig und erzielen höhere Zinsen. Derzeit misstrauen sich die Banken aber zu sehr.

Eigentlich sollen die Banken das Geld als Kredite an die Wirtschaft weitergeben. Dafür gibt es aber derzeit wenig Anzeichen, wie auch EZB-Präsident Mario Draghi Anfang Februar einräumte. Immerhin habe die EZB durch ihre Geldschwemme eine Kreditklemme und den Einbruch der Aktienmärkte verhindern können.

Mindestens eine Bank in der Klemme

Während die meisten Institute also ausreichend mit Geld versorgt sind, hat mindestens ein Institut große Probleme. Das zeigt die EZB-Kreditlinie für Notfälle, aus der zuletzt 572 Millionen Euro angefordert worden sind. Dafür verlangt die EZB einen Strafzins von 1,75 Prozent. Die EZB teilte nicht mit, um welche Bank es sich handelt.

Die EU-Kommission hatte zuletzt Banken, die ohne Stützungsmaßnahmen pleite wären, als „Zombie-Banken“ bezeichnet. Europa könne sich Banken an der Schwelle zum Untergang nicht mehr leisten, hatte EU-Wettbewerbskommissar Joaquín Almunia gesagt. Dass es trotz der Geldflut der EZB immer noch Notfälle gibt, erstaunt Experten. (dapd)