Essen. . 27 deutsche Verlage wollen nach den Sommerferien eine gemeinsame Plattform für digitale Schulbücher starten. Das Ziel: Bücher publizieren, die unabhängig vom verwendeten Gerät funktionieren. Doch die digitale Variante eines Schulbuchs funktioniert nur, wenn sie den Schülern Mehrwert bietet.

Apple drängt mit Macht ins Schulbuchgeschäft. In den USA hat der Elektronikkonzern bereits einige der wichtigsten Verlage an sich binden können. Schulbücher für Apples Tablet-Computer iPad sollen zum Standardpreis von knapp 15 Dollar, etwa elf Euro, in Apples Online-Laden zu haben sein. Hierzulande dürfte es der US-Konzern schwerer haben. Auch, weil deutsche Verlage eine eigene Digitalstrategie verfolgen.

27 Herausgeber von Schulbuchmedien starten nach den Sommerferien einen gemeinsamen Online-Buchladen. Ei­ne erste Version war bereits auf der Bildungsmesse Didacta in Hannover zu sehen. Das Ziel: Bücher publizieren, die unabhängig vom verwendeten Gerät funktionieren.

Buchladen und Reader in einem

Das Ganze sieht den virtuellen Angeboten von Apple und Amazon sehr ähnlich. Regale, in denen elektronische Bücher fein säuberlich nebeneinander aufgereiht werden. „Digitale Schulbücher“ ist Buchladen und Leseprogramm in einem. Und der Versuch, eine gemeinsame Plattform für elektronische Schulbücher in Deutschland zu etablieren, die darüber hin­aus auch noch unabhängig vom Computer-Betriebssystem funktioniert. 27 Verlage machen mit – darunter Größen wie Klett, Cornelsen, Du­den, Schöningh und Westermann. Sie haben sich im Verband Bildungsmedien zusammengeschlossen, der die Plattform vorantreibt.

Der Prototyp reagiert noch etwas träge auf Mausklicks, das Deutschbuch von Cornelsen sieht aus wie eine Einszueins-Kopie seines Papiervorbilds. Tilo Knoche ist trotzdem optimistisch, dass „Digitale Schulbücher“ ein Erfolg wird. „Viele Dinge sind noch in den Kinderschuhen“, sagt der Geschäftsführer des Ernst Klett Verlags, „aber da rollt ein Riesenmehrwert auf uns zu.“

Notizen, Lesezeichen, Markierungen - alles geht digital

Mehrwert, das sind nicht nur Videos und Fotos, die auf Mausklick größer werden, oder Tondokumente, die sich mit einem Fingerwisch abspielen lassen. Knoche schwebt eine neue Form des Lernens vor, in der Schüler sich auch untereinander verbinden, gemeinsam arbeiten – das elek­tronische Schulbuch als Netzwerker. Die Schüler können sich Notizen machen, Lesezeichen setzen, Texte markieren oder aber in den Publikationen kritzeln.

„Von der Grundschule bis zur Erwachsenenbildung ist alles dabei“, sagt Irina Pächnatz vom Cornelsen Verlag. Zum Start von „Digitale Schulbücher“ sollen Hunderte Titel verfügbar sein, Cornelsen will mit 60 Titeln loslegen, Klett steuert etwa 150 bei. „Und Sie können sich sicher sein, dass jede Neuer­scheinung auch digital verfügbar sein wird“, sagt Klett-Geschäftsführer Knoche. Voraussetzung sei aber, der Autor stimme einer digitalen Veröffentlichung zu.

Kein Einheitspreis

Einen Einheitspreis, wie ihn Apple für seine Publikationen in den USA eingeführt hat, wird es allerdings bei „Digitale Schulbücher“ nicht geben. „Wir arbeiten gerade an einem Preismodell“, sagt Irina Pächnatz. Und die anderen 26 Verlage tun das auch. „Ein Preis für alle Medien, das wird auch unserem Anspruch nicht gerecht“, sagt Tilo Knoche. Weil in bestimmten Werken eben mehr Aufwand stecke als in anderen. Viel günstiger als die gedruckte Version werde das digitale Schulbuch nicht. Weil Druck und Material den geringsten Teil der Produktionskosten ausmachten. Klett-Geschäftsführer Knoche denkt da lieber in Lizenzmodellen. Warum ein Buch kaufen, wenn man es auch leihen kann? Manchmal reiche schon ein Jahr. Das senke die Kosten deutlich.

„Digitale Schulbücher“, stellt Knoche allerdings klar, „ist keine Absage an andere Plattformen.“ Klett sei für weitere Partner offen – auch für Apple. Man habe sich nur nicht an einen Hardware-Hersteller binden wollen.