Essen. . Wer eine Reise bucht, sollte nicht an der Rücktrittsversicherung sparen. Doch nur zwei von 90 Anbietern, die Stiftung Warentest genauer unter die Lupe nahm. erhielten die Note „Sehr gut“. Eine Übersicht, worauf Verbraucher vor Vertragsabschluss achten sollten.

Die Deutschen sind seit Jahren Reiseweltmeister. Rekordverdächtig sind auch die Umsätze und Gewinne bei den Reiserücktrittsversicherungen, die jährlich millionenfach die Kosten absichern, wenn unerwartete Ereignisse, in erster Linie plötzliche Krankheit, die schönsten Wochen des Jahres platzen lassen. Stiftung Warentest hat 90 Tarife in der Reiserücktrittsversicherung abgeklopft. „Sehr gut“ schnitten nur zwei ab.

Zweimal stand die Würzburger an der Spitze, nämlich bei der Versicherung einzelner Reisen gegen Rücktritts- und Reiseabbruchskosten für Einzelpersonen sowie Familien. Platz zwei, ebenfalls mit der Bestnote „Sehr gut“, aber wenige Zehntel dahinter: die Hanse-Merkur. Bei den Jahresverträgen für mehrere Reisen war es umgekehrt: Hanse-Merkur vor Würzburger. Die Top-Versicherer springen auch ein, wenn nicht der Urlauber selbst ausfällt, sondern einer sogenannten Risikoperson aus dem Umfeld etwas passiert: das verunglückte Enkelkind, die Schwiegermutter beispielsweise.

Familienverträge lohnen sich erst ab der dritten Person, nicht jedoch für Paare. Jahresverträge zahlen sich bereits ab der zweiten Reise in einem Jahr aus. Eine einzelne Singlereise im Wert von 1500 Euro lässt sich für eine Prämie von 52 Euro sehr gut gegen Rücktritt und Abbruch versichern. Der beste Jahresvertrag für eine Familie kostet bei doppeltem Reisepreis (3000 Euro) 149 Euro. Meistens liegt die Deckungssumme bei 10 000 Euro – ausreichend beispielsweise für den außerplanmäßigen Rückflug mit einer teuren Linienmaschine aus Übersee.

Die ADAC-Versicherungen schrammten nur knapp an der sehr guten Bewertung vorbei. Gut schnitten die Angebote von URV, dem zur Ergo-Gruppe gehörenden Marktführer ERV, Cosmos (Europ Assistance), AGA International und Aachener Münchener ab. Bei der Signal Iduna reichte es nur zu einem „Befriedigend“. Zurich und Generali kamen nur auf ein „Ausreichend“, ohne dass sie dabei automatisch die billigsten Angebote gemacht hätten.

Die Rücktrittsversicherung, die man bei der Buchung von Billigflügen abschließen kann, sind nicht die besten. Dieses harte Urteil hat die Stiftung in der Januar-Ausgabe der Zeitschrift „Finanztest“ ausgesprochen. Die Anbieter setzen anscheinend auf den Mitnahmeeffekt bei der Flugbuchung und versuchen, Tarife mit Selbstbeteiligung zu verkaufen. Keiner der Anbieter (Germanwings, Tuifly, Easy Jet, Air Berlin, Condor) kam über die Schulnote „Befriedigend“ hinaus. Richtung „Mangelhaft“ tendiert die Intersky/AGA Int. Österreich mit dem Schnitt von 4,2. Nur 500 Euro deckt die „ausreichende“ Transavia.

Grundsätzlich empfiehlt die Stiftung Warentest Tarife ohne Selbstbeteiligung und mit Reiseabbruchschutz. Basistarife ohne Abbruchschutz fallen kaum günstiger aus, im Durchschnitt rund 20 Prozent.

Papierkrieg droht

Verhindert eine Krankheit beispielsweise den Reiseantritt, ergeben sich einige Streitpunkte mit den Versicherungen, die oft zu langwierigem Papierkrieg führen, auch bei geringen Summen. Strittig ist häufig, ob eine Erkrankung „unerwartet“ eingetreten ist. Andernfalls zahlt die Versicherung in der Regel nicht. Viele Streitigkeiten enden vor Gericht – ein Fall für die Rechtsschutzversicherung. Am Schlichtungsverfahren beim Versicherungs-Ombudsmann beteiligen sich laut Warentest AGA, ERV und URV nicht.