Ehingen. Nicht zum ersten Mal muss die Drogeriekette IhrPlatz Insolvenz anmelden. Vor sieben Jahren war es schon einmal soweit. Nach der Sanierung wurde IhrPlatz von Schlecker gekauft. Noch Anfang der Woche hatte Schlecker erklärt, IhrPlatz sei von der Schlecker-Insolvenz nicht betroffen.
Auch „Ihr Platz“, die Tochter des Drogerie-Riesen Schlecker, ist pleite. Das Management stellte einen Insolvenzantrag. Ihr Platz soll im Rahmen der Schlecker-Sanierung mit umstrukturiert werden. Die Kette zählt eigenen Angaben zufolge 630 Filialen und 5800 Mitarbeiter, hauptsächlich in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen.
Mit einer Insolvenz hat Ihr Platz Erfahrung. 2005 musste das 1895 gegründete Unternehmen Pleite anmelden. Es hatte sich Branchenkreisen zufolge am Zukauf von Konkurrent Drospa verschluckt. In Eigenverantwortung machte sich Ihr Platz an die Sanierung.
Der Drogist schloss nach dem Einstieg der Finanzinvestoren Fortress und Goldman Sachs 100 Filialen und entließ 1400 Mitarbeiter. Er investierte in ein neues Image, peppelte die Läden auf und setzte auf Waren, die mehr Gewinn abwerfen. Kosmetika und Wohlfühlprodukte standen plötzlich in den Regalen. Nach einem halben Jahr war Ihr Platz eigenen Angaben zufolge in die Gewinnzone zurückgekehrt.
IhrPlatz wurde 2007 von Schlecker übernommen
Ende 2007 wurden die genesene Drogerie-Kette an Konkurrent Schlecker verkauft, dem Vernehmen nach für 150 Millionen Euro. Schlecker hatte versucht, sinkende Gewinne durch diesen Zukauf aufzuhalten. Bekanntlich ohne Erfolg.
Im Dezember hatte Schlecker vermeldet, nicht nur sich selbst, sondern auch die Tochter Ihr Platz zu sanieren. Als Schlecker Ende letzter Woche einen Antrag auf Planinsolvenz ankündigte, hieß es zunächst, Ihr Platz sowie das Auslandsgeschäft seien davon nicht betroffen. Heute musste Schlecker zurückrudern. Die Geschäfte von Ihr Platz seien zu sehr mit denen von Schlecker verwoben, sagt der vorläufige Insolvenzverfalter Arndt Geiwitz. Eine Feststellung, die Branchenexperten erwartet hatten.
Schlecker einigt sich mit wichtigstem Gläubiger
Nachdem sich Schlecker am Mittwoch mit dem wichtigsten Gläubiger, dem Einkaufsverbund Markant geeinigt hat, sei die Fortführung der Geschäfte gesichert, so Geiwitz. Dies gelte auch für Ihr Platz. Die Hängepartie für die etwa 35.800 Mitarbeiter ist damit längst nicht beendet.
Bis zu einer Entscheidung über das Schicksal der Drogerie-Ketten könnten Monate vergehen, sagt der Berliner Insolvenzexperte Stefan Proske. Er rechne damit, dass der vorläufige Insolvenzverwalter Geiwitz die drei Monate, in denen die Bundesagentur für Arbeit die Beschäftigten bezahlt, voll ausnutze für Gespräche mit Gläubigern und möglichen Investoren. Voraussichtlich erst Anfang April werde das reguläre Insolvenzverfahren eröffnet. (mit dapd)