Essen. . Der Abbau von 6000 Arbeitsplätzen bei Deutschlands größtem Energieversorger Eon soll sozialverträglich erfolgen. Darauf einigten sich Gewerkschaften und Konzern am Dienstag in einem gesonderten Tarifvertrag, der bis 2016 läuft. Weltweit will Eon wegen hoher Verluste und Kosten der Energiewende 11 000 Stellen streichen.
Der Abbau von 6000 Arbeitsplätzen bei Deutschlands größtem Energieversorger Eon soll sozialverträglich erfolgen. Darauf einigten sich Gewerkschaften und Konzern am Dienstag in einem gesonderten Tarifvertrag, der bis 2016 läuft. Weltweit will Eon wegen hoher Verluste und Kosten der Energiewende 11 000 Stellen streichen.
Nach Angaben der beteiligten Gewerkschaften Verdi und IG BCE sieht der Vertrag Vorruhestandsregelungen, Abfindungen, die Gründung einer Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft sowie zu einem späteren Zeitpunkt einer Transfergesellschaft vor. „Ziel ist vor allem, die Mitarbeiter zu qualifizieren und in neue Beschäftigung zu bringen“, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung von Vorstand und Gewerkschaften.
Mit dem vereinbarten Paket hätten die Tarifparteien die Voraussetzungen geschaffen, „dass bei Eon betriebsbedingte Kündigungen weitgehend ausgeschlossen sind“, heißt es weiter. Was das konkret bedeutet, blieb zunächst unklar. Ein Verdi-Sprecher zeigte sich auf Anfrage aber überzeugt, dass dieses Paket gut genug sei, um betriebsbedingte Kündigungen ganz zu vermeiden.
Danach könnten alle Beschäftigten, die Jahrgang 1958 oder älter sind, über Vorruhestand ausscheiden, sagte der Sprecher. Wer in die Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft wechselt, bleibe 24 Monate lang bei Eon angestellt und erhalte in dieser Zeit auch sein Tarifgehalt. Innerhalb dieser zwei Jahre sollen die Beschäftigten für andere Arbeitsplätze qualifiziert werden, können aber auch Abfindungen in Anspruch nehmen.
Laut Arbeitsdirektorin Regine Stachelhaus kann Eon mit dem Personalabbau „die beeinflussbaren Kosten bis zum Jahr 2015 auf 9,5 Milliarden Euro reduzieren sowie Spielraum für unsere Zukunftsinvestitionen gewinnen“. Dabei sollen 1,5 Milliarden Euro pro Jahr gespart werden. Damit steht das Programm „Eon 2.0“.
Stachelhaus und Gewerkschafter lobten den am gestrigen Abend ausgehandelten Tarifvertrag, der nach hartem Ringen zustande gekommen sei. Erhard Ott, Mitglied im Verdi-Bundesvorstand, sprach von einem „hohen Maß an sozialer Sicherheit und Zukunftsperspektiven“ für die vom Stellenabbau betroffenen Mitarbeiter. Peter Hausmann, Tarifvorstand der IG BCE, nannte den Tarifvertrag ein „akzeptables Ergebnis“ in einer „schwierigen Situation“. „Alle Beteiligten sind ihrer Verantwortung gerecht geworden“, erklärte Eon-Arbeitsdirektorin Regine Stachelhaus.
Mit der Beilegung des monatelangen Streits um den Stellenabbau hat der einst so erfolgsverwöhnte Energieriese nun wenigstens eines seiner zahlreichen Probleme beiseite geräumt. Der Krach mit Betriebsrat und Gewerkschaften traf Eon zur Unzeit, denn der Konzern ist im vergangenen Jahr erstmals in seiner Geschichte tief in die Verlustzone gerutscht. Nach den Belastungen durch den Atomausstieg in Deutschland musste Eon zuletzt auch noch drei Milliarden Euro abschreiben, hauptsächlich auf seine Geschäfte in Süd- und Osteuropa. Der Verlust wird auf bis zu einer Milliarde Euro geschätzt.
Ungewöhnliche Schärfe
Die Art, wie der Vorstand die Stellenstreichungen kundtat, beschwor im vergangenen Herbst einen für Eon ungewöhnlichen heftigen Zwist mit dem Betriebsrat herauf. Dass allein in der Konzernzentrale jeder zweite Arbeitsplatz wegfallen solle, erfuhr die Belegschaft aus einer E-Mail. Vorstand Bernhard Reutersberg hatte zuvor von „Ballast“ gesprochen, den es abzuwerfen gelte. Gestern Abend waren derlei Misstöne verflogen.
In der Düsseldorfer Zentrale wird nun Platz gemacht für die Beschäftigten der Tochter Eon Ruhrgas. Die wiederum müssen ihren erst 2010 bezogenen neuen Firmensitz in Essen wieder räumen. Im schmucken Gebäude gegenüber der Messe ziehen dann Kollegen aus München ein.