. . Insolvenzverwalter und Eigentümerfamilie des in Schieflage geratene Drogeriediscounters Schlecker streben eine Planinsolvenz in Eigenregie an. Dieses Konzept führte in der Vergangenheit schon bei Karstadt, Ihr Platz und Sinn-Leffers zum Erfolg.

Der vorläufige Insolvenzverwalter Arndt Gleiwitz ist optimistisch, dass der Drogeriediscounter Schlecker fortgeführt werden kann. Derzeit bastelt er an einem Sanierungsplan, den er dem Amtsgericht Ulm innerhalb von drei Monaten vorlegen muss.

Denn Gleiwitz und die Eigentümerfamilie Schlecker streben eine Planinsolvenz in Eigenregie an. Der Vorteil: Mit diesem Instrument können sie ihren Sanierungsplan auch gegen den Willen einzelner Gläubiger wie Lieferanten oder Vermieter durchsetzen.

In jüngster Vergangenheit gab es im deutschen Einzelhandel drei große Fälle, in denen die Planinsolvenz zum Erfolg führte. Die spektakulärste war Karstadt: Am 9. Juni 2009 stellte die Warenhauskette den Insolvenzantrag. 15 Monate später übernahm der Milliardär Nicolas Berggruen den Konzern. Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg und die Karstadt-Geschäftsführung hatten inzwischen 13 Häuser geschlossen und knapp 1000 Stellen abgebaut.

Radikaler Schnitt bei Sinn-Leffers

Radikaler fiel der Schnitt beim Hagener Textilisten Sinn-Leffers aus. Im August 2008 meldete die Deutsche Industrie Holding als Eigentümerin Zahlungsunfähigkeit der Modekette an. Zum Insolvenzverwalter wurde Horst Piepenburg bestimmt. Der Sanierungsexperte identifizierte die hohen Mieten als entscheidenden Grund für die wirtschaftliche Schieflage. Von den 47 Filialen blieben nur 24 übrig. Auch die Zahl der Mitarbeiter halbierte sich auf knapp 2000.

Heute sieht sich Sinn-Leffers gesundet. „Das war nicht einfach. Aber wir sind auf einem guten Weg“, sagte Geschäftsführer Abram Nette im Gespräch mit dieser Zeitung. Der Manager ist davon überzeugt, dass die Planinsolvenz der Schlüssel zum Erfolg gewesen sei: „Die Eigentümer hatten alle Ebenen des Unternehmens hinter sich und auch die Gläubiger haben an das Sanierungskonzept geglaubt“, so Nette. Lieferanten und Fabrikanten hätten mitgezogen und auch das Management sei an Bord geblieben. Der Sinn-Leffers-Chef: „Man muss wissen, was man will.“

Schlecker übernahm Ihr Platz

Zu einem guten Ende führte Insolvenzverwalter Piepenburg auch die Planinsolvenz der Drogeriemarktkette „Ihr Platz“. Im Mai 2005 meldeten die Eigentümer Zahlungsunfähigkeit an. Während der Planinsolvenz übernahm die US-Investmentbank Goldman Sachs die Anteile der Gründerfamilie. 80 der 700 Filialen wurden geschlossen, 1000 der 8800 Mitarbeiter entlassen. Ende 2007 übernahm Schlecker die sanierte Kette. Vom aktuellen Insolvenzverfahren der neuen Mutter ist „Ihr Platz“ nicht betroffen.

Ob auch die angestrebte Rettung von Schlecker so glimpflich verlaufen wird, ist indes offen. Ein positives Signal für die 30 000 Beschäftigten sieht die Gewerkschaft Verdi zumindest in dem Bekenntnis von Insolvenzverwalter Geiwitz, dass er und die Eigentümer sich den tarifvertraglichen Regelungen verpflichtet fühlten. Im Zuge der Schließung von etlichen hundert Filialen hatten sich Verdi und Schlecker auf einen Beschäftigungs-Tarifvertrag verständigt. Er schließt betriebsbedingte Kündigungen bis Mitte 2012 aus.