Düsseldorf/Essen. . Der neue Metro-Chef Olaf Koch stoppt die Verhandlungen über einen Verkauf der Warenhauskette Kaufhof. Doch die Spekulationen über einen möglichen Zusammenschluss mit dem Konkurrenten Karstadt sind damit nicht beendet.

Es ist die erste wichtige Entscheidung des neuen Metro-Chefs: Nach gerade einmal zwei Wochen an der Spitze von Deutschlands größtem Handelskonzern hat Olaf Koch den geplanten Verkauf der Warenhaustochter Kaufhof gestoppt. „Bis auf Weiteres“ stelle der Metro-Konzern die Verhandlungen mit Interessenten ein, teilte das Düsseldorfer Unternehmen am Dienstag überraschend mit. „Die aktuelle Lage am Kapitalmarkt bietet keine geeigneten Rahmenbedingungen für eine so wichtige Transaktion“, sagte der neue Metro-Chef zur Begründung.

Offensichtlich will Koch die traditionsreiche Warenhauskette mit ihren 20.000 Mitarbeitern und 140 Filialen nicht unter Wert verkaufen. Dabei hatte Kochs Vorgänger Eckhard Cordes die Pläne für eine Trennung von Kaufhof bis zuletzt mit aller Kraft vorangetrieben. Insbesondere das Angebot des österreichischen Immobilieninvestors Rene Benko wurde in Kreisen des Konzerns lange Zeit als aussichtsreich beschrieben. Benko hatte sich unter anderem mit dem früheren Porsche-Chef Wendelin Wiedeking und einem griechischen Milliardär verbündet, um bei Kaufhof einzusteigen. Daneben verfolgte auch Karstadt-Eigentümer Nicolas Berggruen Pläne für eine Kaufhof-Übernahme.

Die Finanzierungspläne von Benko hätten „auf sehr wackeligen Beinen gestanden“, verlautete nun aus Unternehmenskreisen. Koch habe das Risiko vermeiden wollen, in einigen Monaten „vor einem Scherbenhaufen zu stehen“. Ohnehin gab es die Vermutung, Benko habe es vor allem auf die lukrativen Immobilien von Kaufhof abgesehen – und weniger auf das Einzelhandelsgeschäft.

Haniel kann vorerst nicht auf Sonderausschüttung hoffen

Auch der Haniel-Konzern, der wichtigste Metro-Aktionär, hätte möglicherweise von einem Kaufhof-Verkauf profitiert. Im Duisburger Konzern gab es die Hoffnung, durch den Kaufhof-Verkauf und eine damit verbundene Sonderausschüttung den eigenen Schuldenberg verringern zu können. Ein Haniel-Sprecher ließ allerdings keinen Zweifel daran, dass Aufsichtsratschef Franz Markus Haniel den Kurs in Sachen Kaufhof unterstützt: „Wir stehen zu der Entscheidung und tragen sie mit.“

Eine gewisse Erleichterung war im Lager der Arbeitnehmer zu spüren. „Andere Lösungen hätten insbesondere für die Beschäftigten mehr Risiken mit sich gebracht“, sagte Ulrich Dalibor von der Gewerkschaft Verdi, der als Arbeitnehmervertreter auch im Metro-Aufsichtsrat sitzt. „Wir setzen darauf, dass Kaufhof aus eigener Kraft weiterentwickelt wird.“

„Thema Deutsche Warenhaus AG nicht vom Tisch“

Als denkbar gilt allerdings nach wie vor, dass Metro-Chef Koch und Berggruen in aller Ruhe über einen Zusammenschluss von Kaufhof und Karstadt sprechen. „Das Thema Deutsche Warenhaus AG ist nicht vom Tisch“, hieß es in Unternehmenskreisen.

Auch Thomas Roeb, Handelsexperte der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, sieht darin eine gewisse Logik. „Meine Vermutung ist, dass das Thema Deutsche Warenhaus AG in absehbarer Zeit wieder an Aktualität gewinnen wird“, sagte Roeb. „Die Argumente, die dafür sprechen, sind zu naheliegend.“ Roeb verwies auf die „Überlappung im Filialnetz“ von Karstadt und Kaufhof, außerdem seien durch einen Zusammenschluss erhebliche Kostensenkungen in den Verwaltungen der Warenhausketten möglich.