Frankfurt/Mülheim. . Der Skandal um Billig-Brustimplantate erreicht auch die Mülheimer Firma Brenntag. Patientinnen bereiten offenbar Klagen gegen das Unternehmen vor. Brenntag hatte an den Implantate-Hersteller PIP Silikon geliefert. Musste Brenntag also wissen, wofür das Silikon verwendet wird?

Im Skandal um gesundheitsschädliche Silikon-Implantate drohen dem weltgrößten Chemikalienhändler Brenntag einem Zeitungsbericht zufolge Schadensersatzforderungen in mehrstelliger Millionenhöhe.

Eine Münchner Anwaltskanzlei bereite im Namen einer geschädigten Mandantin eine Klage gegen das Mühlheimer Unternehmen vor, berichtet das „Handelsblatt“. „Wir stehen auf dem Standpunkt, dass der Zulieferer haftet, weil er wissen musste, was mit dem Industrie-Silikon passiert, wenn er es an einen Brustimplantate-Hersteller liefert“, sagte Rechtsanwalt Michael Graf von der Kanzlei Zierhut & Graf dem Blatt. Eine weitere Kanzlei vertrete einen ähnlichen Standpunkt.

Brenntag verweist auf Hinweise in Auftragsbestätigungen

Die im Nebenwerteindex MDax notierte Brenntag hatte dem französischen Brustimplantate-Hersteller Poly Implant Prothese (PIP) Industrie-Silikon verkauft, das dieser für Implantate verwendete. Brenntag hatte jedoch nach eigenen Angaben in seinen Auftragsbestätigungen darauf hingewiesen, dass die Produkte ausschließlich für industrielle Zwecke und Körperpflegeprodukte genutzt werden dürften.

Bei zahlreichen Kissen sind inzwischen Risse aufgetreten - das Silikon soll sich in den Körpern der betroffenen Frauen verteilt haben. Kritikern zufolge könnte der Stoff krebserregend sein. Weltweit sollen bis zu 300.000 Frauen PIP-Implantate erhalten haben. Frankreich hat rund 30.000 Patientinnen aufgefordert, sich die Implantate wieder herausoperieren zu lassen. Deutschland, Großbritannien und Brasilien haben betroffene Frauen aufgefordert, einen Arzt aufzusuchen.

Krankenkassen fordern schärfere Kontrollen

Unterdessen fordern die gesetzlichen Krankenkassen eine massive Verschärfung der staatlichen Kontrolle von Medizinprodukten. Sie müssten bei der Zulassung ähnlich den Arzneimitteln behandelt werden, sagte die Vorstandsvorsitzende des Spitzenverbands der gesetzlichen Krankenversicherung, Doris Pfeiffer, der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“.