Essen. Was schief gehen kann, geht schief. So sagt es Murphys Gesetz. Und in der Weltwirtschaft kann 2012 so einiges schiefgehen. Die Euro-Länder sind keineswegs über den (Schulden-)Berg und sich auf potentielle Wachstumsmotoren wie China oder Amerika zu verlassen, wäre geradezu töricht.
Die Hoffnung auf ein Ende der Krise in 2012 trügt. Erster Brandherd wird wieder Griechenland sein. Die geplante Umschuldung steht auf der Kippe, weil Gläubiger nicht mitziehen. Das Reformtempo ist so langsam, dass weitere Hilfen aus Euroland nicht mehr begründet werden können. Am Ende kehrt die Athener Regierung zur Drachme zurück.
Dieses Signal hat Auswirkungen auf die Eurozone. Die Brüsseler Beschlüsse zu einer abgestimmten Finanz- und Sparpolitik stehen bislang nur auf dem Papier. Ob die nationalen Parlamente diesen bei einer veränderten Lage auch zustimmen, erscheint fraglich. Die Regierungen bemühen sich zwar um eine Lösung der Krise. Doch wie bisher sind die Reaktionen zu langsam und zu halbherzig.
Die Kapitalzufuhr kann austrocknen
Auch ohne eine dramatische Entwicklung in Griechenland droht die Zuspitzung der Krise. Die Euroländer sind auf die permanente Ablösung ihrer alten Schulden durch die Ausgabe neuer Anleihen angewiesen. Diese Kapitalzufuhr kann austrocknen. Die Geldgeber – Banken und Pensionsfonds – wollen nicht mehr in Europa investieren, solange die Unsicherheit anhält. Gerade in diesen Tagen ist das Verhalten der Banken gut zu beobachten. Die Institute bekommen für einen schamlos niedrigen Zins beliebig viel Geld von der Zentralbank und bunkern es lieber, als damit Kredite an Staaten oder Unternehmen auszugeben.
Dann haben wir den Salat. Die Europäische Zentralbank muss Geld drucken, damit die Regierungen alte Schulden begleichen können. Das birgt Inflationsgefahren. Die Eurozone wird dies als Ganzes nicht überstehen. Es bleiben nur wenige starke Länder übrig. So eine Entwicklung führt in die Rezession. Die Unternehmen kommen schwerer an Kredite. Exportunternehmen werden direkt vom Zerfall des Euroraums betroffen sein, der 40 Prozent aller Ausfuhren aufnimmt. In einer so unsicheren Situation werden Investitionen verschoben und Etats gekürzt.
Hoffnung auf China oder Amerika ist gefährlich
Die Hoffnung auf andere Wachstumsmotoren, China oder Amerika, sollte niemand hegen. Die USA haben viel größere Schuldenprobleme als die Europäer und werden vor der Präsidentschaftswahl keine Lösungen präsentieren. In China hat sich eine Kreditblase ausgedehnt, die irgendwann platzen und das Land in Schwierigkeiten stürzen wird.
Ob es so kommt, weiß niemand. Doch kaum ein Jahr war je so vorbelastet wie 2012. Wie lautet Murphys Gesetz? Was schiefgehen kann, geht schief.