Düsseldorf. . Verdi stemmt sich gegen den drastischen Stellenabbau beim Energieriesen Eon. Die Gewerkschaft hat einen Alternativplan für die Sanierung des Konzerns vorgelegt, der viele Jobs retten soll. Eon-Chef Teyssen will weiltweit bis zu 11.000 Stellen streichen.

Im Streit um den Stellenabbau beim größten deutschen Energiekonzern Eon geht die Gewerkschaft Verdi mit einem Alternativplan in die Offensive. Eon solle unter anderem das Kundengeschäft mit der dezentralen Energieerzeugung ausbauen, sagte Verdi-Energieexperte Sven Bergelin am Freitag der Nachrichtenagentur Reuters. Hierzu gehöre die Wartung und der Service von Solar- oder Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen. Zudem müssten im Zuge der Energiewende neue Gaskraftwerke gebaut und die umstrittenen Kohlekraftwerke Datteln in Nordrhein-Westfalen und Staudinger bei Frankfurt fertiggestellt werden.

„Wir gehen davon aus, dass der Stellenabbau wesentlich geringer ausfallen würde“, sagte Bergelin, der die Arbeitnehmer auch im Aufsichtsrat vertritt. Eine Zahl nannte er nicht. Eon-Chef Johannes Teyssen will weltweit bis zu 11.000 der knapp 80.000 Jobs streichen, davon rund 6000 in Deutschland. Das Alternativszenario hat die Gewerkschaft zusammen mit der Hans-Böckler-Stiftung erarbeitet. Die Maßnahmen seien personalintensiv, aber nicht kostenintensiv, betonte Berglin. „Auch mit diesem Szenario würde E.ON unter dem Strich Kosten sparen“, fügte er ohne nähere Angaben hinzu. Vorstandschef Teyssen will die Sach- und die Personalkosten senken und damit ab 2015 jährlich 1,5 Milliarden Euro sparen.

Eon droht Milliardenverlust

Bergelin zufolge hat der Eon-Vorstand das Papier in seiner in dieser Woche beratenen Mittelfristplanung nicht berücksichtigt. „Wir appellieren an den Vorstand, sich mit dem Alternativszenario auseinanderzusetzen.“ Ein Konzernsprecher bestätigte, dass das Verdi-Papier dem Vorstand vorliegt. „Es hat bereits Gespräche gegeben. Diese werden fortgesetzt“, sagte er.

Für Eon kommt es derzeit knüppeldick: Nach den Belastungen durch die Atomwende, dem schwächelnden Gasgeschäft und dem Dauer-Konflikt um den Stellenabbau hat Teyssen in dieser Woche auf Geschäfte vor allem in Süd- und Osteuropa drei Milliarden Euro abgeschrieben. Der Konzern zahlt damit die Zeche für die teueren Zukäufe der Vergangenheit. Erstmals in seiner elfjährigen Geschichte wird der einst vor Kraft nur strotzende Energieriese in diesem Jahr wohl unter dem Strich rote Zahlen schreiben. „Wir haben in diesem Jahr sogar mit einem Verlust zu rechnen“, sagte Teyssen in der ARD. Dieser wird Analysten zufolge auch nicht zu knapp ausfallen. Die Experten der DZ Bank rechnen mit einem Nettoverlust von 900 Millionen Euro, LBBW-Analyst Bernhard Jeggle beziffert ihn sogar auf 1,1 Milliarden Euro. 2010 hatte der größte deutsche Atomkraftwerksbetreiber noch 6,3 Milliarden Euro verdient. Im Jahr zuvor waren es sogar über acht Milliarden Euro. (rtr)