London. Die bislang ungetrübte Kreditwürdigkeit der Europäischen Union ist in Gefahr. Die Ratingagentur Standard & Poor's hat den langfristigen Ausblick der Staatengemeinschaft auf “negativ“ gesetzt. Zuvor hatte sie bereits vielen EU-Staaten, darunter Deutschland und Frankreich mit einer Herabstufung gedroht.

Kurz vor Beginn eines wichtigen EU-Krisentreffens in Brüssel hat die Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) mit der Herabstufung der Europäischen Union gedroht. Der Ausblick für das langfristige AAA-Rating der Union werde auf negativ gesetzt, teilte die Ratingagentur am Donnerstag mit. Der kurzfristige Ausblick wurde nicht verändert.

Zuvor hatte S&P mehrere der 17 Euro-Länder vor einer möglichen Herabstufung gewarnt, darunter auch Deutschland und Frankreich. Die Ratingagentur erklärte, ihre Beurteilung der Länder in der Eurozone sobald wie möglich nach dem EU-Gipfel am Freitag abschließen zu wollen. Anschließend wolle sie über ihr Handeln zur EU als Ganzes entscheiden.

Deutschland und Frankreich liefern ein Drittel der EU-Einnahmen

Die Ratingagentur bewertet die Kreditwürdigkeit der Europäischen Union unter anderem anhand der Finanzlage der einzelnen Staaten. Eine wichtige Rolle spielen dabei Deutschland und Frankreich, die nach Angaben von S&P knapp ein Drittel zu den Einnahmen der EU beitragen. Rund die Hälfte der EU-Einnahmen kommt aus Staaten, die derzeit noch ein Top-Rating haben. Darunter sind mit dem Vereinigten Königreich, Dänemark und Schweden allerdings nur noch drei Staaten, denen kein Verlust des "AAA"-Levels angedroht wurde.

Deutsche und europäische Politiker hatten Standard & Poor's für die Androhung der Herabstufung von EU-Ländern heftig kritisiert. Euro-Chef Jean-Claude Juncker nannte die Herabstufung "maßlos und überzogen". EU-Kommissarin Viviane Reding schlug vor, das "Kartell der großen drei US-Ratingagenturen zu zerschlagen." Sie forderten, eine europäische Ratingagentur als Gegengewicht zu schaffen. (dor/dapd)