Bisher ist West-Lotto mit Oddset der einzige legale Anbieter von Sportwetten. Jetzt sollen 20 Lizenzen an Private ausgeschrieben werden. Im Gespräch nimmt West-Lotto-Chef Theo Goßner zum Glücksspiel-Staatsvertrag und zu den Folgen für Tipper und Wetter Stellung.

Herr Goßner, wie viel Geld spült das Glücksspiel in NRW in Ihre Kassen?

Theo Goßner: Wir haben 2010 rund 1,6 Milliarden Euro Umsatz erwirtschaftet. 1,5 Milliarden davon sind Spielgeschäftsumsätze. Rund die Hälfte davon wird an die Spieler ausgeschüttet, rund 40 Prozent gehen ans Land. Im Jahr 2010 waren das 620 Millionen Euro. Zehn Prozent unserer Einnahmen gehen als Provision an die 3600 Annahmestellen. Da hängen 10 000 Arbeitsplätze dran. Und wir haben Verwaltungskosten.

Der jetzige Glücksspiel-Staatsvertrag stellt vor allem den Schutz vor Spielsucht heraus. Geht es nicht eher um Marktabschottung?

Das Bundesverfassungsgericht hat in seinem Urteil klargestellt, dass Glücksspiel gesellschaftlich grundsätzlich unerwünscht ist. Aber die Leute wollen spielen. Deshalb müssen wir eine unerwünschte Aktivität in vernünftige Bahnen lenken. Das kann eine staatliche Institution besser als eine private. Der neue Staatsvertrag verfolgt gleichrangig auch andere Ziele wie Geldwäsche verhindern, die Integrität des Sports bewahren und eben die Spieler vom illegalen zum legalen Angebot zu bringen.

Lotto macht nicht süchtig?

Lotto, wie wir es betreiben, bietet kaum Suchtanreize. Wir machen nicht ohne Grund nur zwei Mal in der Woche Ziehungen. Der Spieler gibt seinen Schein ab, das war’s. Das sieht etwa bei Spielautomaten ganz anders aus. Da können Sie permanent spielen. Wer ein Spiel verloren hat, versucht den Verlust im nächsten zurückzuholen. Man wird durch die Maschine angeleitet, immer wieder neue Einsätze zu tätigen.

Geplant ist ein strikteres Vorgehen gegen Spielhallen. Die Städte nehmen mit dem Automaten-Spiel aber reichlich Steuern ein.

Das mag sein. Aber wenn der neue Vertrag in Kraft tritt, werden sich auch die Städte daran halten müssen. Bisher hat sich das Automatenspiel ungehindert entwickelt. Jetzt soll es restriktive Regeln geben. Der Staatsvertrag gibt hier Ziele vor und sorgt für Rechtssicherheit. Viele Kommunen haben sich bislang zurückgehalten, gegen Spielhallen vorzugehen, weil der bisherige Glücksspiel-Staatsvertrag die Hallen ausklammerte.

Spielhallenbetreiber fürchten ein Branchensterben.

Es dürfte künftig schwieriger werden, eine Spielhalle nach der anderen zu etablieren. Vor allem sogenannte Mehrfachspielhallen sollen verboten werden. Auf der anderen Seite schützt das neue Gesetz kleinere Anbieter. Auch an sie sollen Lizenzen vergeben werden. Die Spielhallenbranche jammert auf hohem Niveau: Man hätte noch schärfere Regelungen verabschieden können.

Viele Anbieter haben Klagen angekündigt. Was,wenn eine solche Erfolg hat?

Dann werden wir neu denken müssen. Und dann ist auch das Lotto-Monopol in Gefahr. Da machen wir uns nichts vor. Je häufiger ein Staatsvertrag als nicht konsistent angesehen wird, desto schwieriger wird es, auch das Lotto-Monopol aufrecht zu erhalten. Dieser neue Staatsvertrag wird von den höchsten Gerichten getestet werden. Am Ende muss man schauen, ob der gesamte Vertrag in Frage gestellt wird oder nur einige Bestandteile.

Der aktuelle Staatsvertrag verbietet Lotto übers Internet. Wird’s dabei bleiben?

Nein. Auch wir machen uns Gedanken, wie wir junge Menschen, die nicht in die Annahmestellen gehen, erreichen können. Deshalb wird es künftig wieder möglich sein, über das Netz zu tippen. Auch ältere Menschen werden das begrüßen. Viele Ältere, die nicht mehr mobil sind, haben sich bei uns beschwert, weil sie sich das Tippen übers Internet mühsam beigebracht haben und das seit 2008 nicht mehr dürfen.

Bisher sind sie mit Oddset der einzige legale Anbieter von Sportwetten. Jetzt sollen 20 Lizenzen an Private ausgeschrieben werden. Das ist kein Monopol mehr.

Richtig. Die Liberalisierung in diesem Sektor wird sieben Jahre getestet. Es geht darum, das illegale Spiel vor allem im Internet einzudämmen. Wir gehen davon aus, dass etwa 50 Prozent des Schwarzmarktes mit seinen rund vier Milliarden Euro Umsatz in die Legalität zurückgeholt werden kann. Zurzeit sind alle privaten Sportwetten illegal. Da die Anbieter vorwiegend im Ausland sitzen, hat der Staat bisher keine Handhabe gefunden, dagegen vorzugehen.

Und künftig?

Das wird man sehen. Die Behörden dürfen ja keine Internetsperren vollziehen. Dies wird als mögliche Maßnahme sehr kritisch gesehen. Möglich wäre es aber über die Zahlungsströme der Banken Einfluss zu nehmen. Also Geldtransfers von illegalem. Glücksspiel zu unterbinden.