Essen. . Die bisherigen Ferrostaal-Eigentümer, der Lkw-Hersteller MAN und der Staatsfonds IPIC aus Abu Dhabi, haben ihr monatelanges Gezerre um die Essener Traditionsfirma beendet. Damit ist der Weg für einen Eigentümerwechsel frei. Die Hamburger Firma MPC will Ferrostaal komplett übernehmen.

Am Anfang war es ein Schmiergeldskandal, am Ende weitete sich die Affäre zu einer Existenzkrise aus. Die Belegschaft war in Sorge, der Betriebsrat schlug Alarm. Noch vor wenigen Tagen schien es, als steuere Ferrostaal einer ungewissen Zukunft entgegen.

Nun gibt es eine überraschende Wende. Die bisherigen Ferrostaal-Eigentümer, der Lkw-Hersteller MAN und der Staatsfonds IPIC aus Abu Dhabi, haben ihr monatelanges Gezerre um die Essener Traditionsfirma beendet. Damit ist der Weg für einen Eigentümerwechsel frei. Die Hamburger Firma MPC will Ferrostaal komplett übernehmen.

Die Ferrostaal-Mitarbeiter können zunächst einmal aufatmen. „Die Hängepartie ist beendet. Jetzt gibt es eine echte Chance, an die guten Zeiten anzuknüpfen“, sagte der Ferrostaal-Betriebsratschef Jürgen Hahn dieser Zeitung. Weltweit beschäftigt der Essener Industrie- und Anlagenbaukonzern etwa 5300 Mitarbeiter, 700 davon in Essen.

Ein Streit zwischen MAN und IPIC hatte Ferrostaal zuletzt gelähmt. Vor gut zwei Jahren hatte MAN 70 Prozent der Ferrostaal-Anteile an IPIC verkauft. Kurz danach wurde Ferrostaal durch Schmiergeldvorwürfe erschüttert. IPIC weigerte sich, MAN auch die restlichen 30 Prozent abzukaufen, wie es ursprünglich geplant war. Es entwickelte sich ein Dauerclinch. Jetzt gibt es eine Lösung: MAN kauft von IPIC die gesamten Ferrostaal-Anteile zurück. Unmittelbar danach will die Hamburger Firma MPC das Essener Traditionshaus für rund 160 Millionen Euro komplett übernehmen – unterstützt durch einen Minderheitsgesellschafter aus der Golfregion.

Für den Rückkauf der Ferrostaal-Anteile zahlt MAN an IPIC 350 Millionen Euro. Damit seien sämtliche Ansprüche zwischen beiden Parteien abgegolten, erklärte MAN. Auch das Verfahren der Staatsanwaltschaft München soll beendet werden – mit einem Bußgeld von 149 Millionen Euro.

MPC-Chef Axel Schroeder hofft auf einen Neuanfang von Ferrostaal. Das Geschäftsjahr 2011 wird Ferrostaal allerdings aller Voraussicht nach mit Verlusten abschließen. „Wir sind zuversichtlich, im kommenden Jahr ein positives Ergebnis zu erzielen. Denn wir können jetzt ohne Altlasten durchstarten“, sagte Schroeder im Gespräch mit dieser Zeitung. Er selbst wolle in den Ferrostaal-Aufsichtsrat einziehen. Er rechne damit, dass der Kauf in acht Wochen unter Dach und Fach sein werde.

Die 700 Mitarbeiter starke MPC-Gruppe geht auf die Handelshäuser Münchmeyer und Petersen zurück, ersteres ist 165 Jahre alt. Die Geschäftsfelder sind unter anderem Stahlhandel, die Konzeption von Schiffbau-Projekten und Finanzdienstleistungen. Der Familienbetrieb gehört Axel Schroeder (69) sowie seinen beiden Söhnen Axel (46) und John Benjamin (45).

In der Ferrostaal-Belegschaft dominiert Optimismus. „Man hätte sich nicht träumen lassen, dass es so kommt“, sagte Betriebsrat Stefan Breuer. Erleichtert zeigt man sich auch beim Initiativkreis Ruhr. Ferrostaal ist seit Jahren Mitglied in dem einflussreichen Firmennetzwerk. „Jetzt hat das Unternehmen, das in schwerem Wasser war, sehr gute Chancen, wieder ruhige Fahrt aufzunehmen“, betonte Initiativkreis-Moderator Bodo Hombach.

MPC und r pflegen bereits seit geraumer Zeit Geschäftsbeziehungen. Schon 2008 hatten die Hamburger Unternehmer die Fühler nach Ferrostaal ausgestreckt, damals hatte aber IPIC den Zuschlag erhalten.