Düsseldorf. . Der Konzern Metro ordnet seine Spitze neu. Franz Markus Haniel wird neuer Aufsichtsratsvorsitzender. Nur mit seiner Doppelstimme wurde Olaf Koch zum Nachfolger des Vorstandschefs Eckhard Cordes bestimmt. Die Bieterschlacht um den Verkauf der Metro-Tochter Kaufhof geht weiter.
Es war eine Tagesordnung, die auch für mehrere Treffen der Metro-Aufsichtsräte ein anspruchsvolles Programm dargestellt hätte. Am Ende der Sitzung präsentierte der Konzern, der weltweit rund 280.000 Mitarbeiter beschäftigt, eine neue Führungsspitze. Auf Eckhard Cordes folgt der bisherige Finanzvorstand Olaf Koch. Für den Metro-Großaktionär, die 650-köpfige Großfamilie Haniel, wird Clan-Oberhaupt Franz Markus Haniel Vorsitzender des Aufsichtsrats und löst wie erwartet Jürgen Kluge ab. Auch der Verkauf der Warenhaustochter Kaufhof stand zur Diskussion.
Bei der Nachfolge des scheidenden Metro-Chefs Eckhard Cordes mussten sich die Aufseher zwischen dem bisherigen Finanzvorstand Olaf Koch und Joel Saveuse, dem Chef der Metro-Tochter Real, entscheiden. Koch ging als Favorit ins Rennen. Doch bis zuletzt galt es zumindest als möglich, dass Koch im Aufsichtsrat noch scheitern könnte. Zu entscheiden hatten prominente Vertreter wie Jürgen Fitschen von der Deutschen Bank, Ex-Eon-Chef Wulf Bernotat und der einstige VW-Chef Bernd Pischetsrieder.
Der designierte Metro-Chef Olaf Koch ist Unternehmensinsidern zufolge nur mit einer denkbar knappen Mehrheit zum künftigen Chef des Handelsriesen bestimmt worden. Der neue Aufsichtsratschef Franz Markus Haniel habe in dem 20-köpfigen Gremium seine Doppelstimme einsetzen müssen, um Koch durchzusetzen, sagten zwei Personen aus dem Umfeld des Aufsichtsrats.
Mehrere grundverschiedene Bieter Kaufhof
Die Gewerkschaft Verdi hatte zunächst indirekt Unterstützung für Saveuse signalisiert. Verdi erwarte, dass ein neuer Metro-Chef „Handelserfahrung“ vorweisen könne, „nicht nur Zahlen kennt“ und das Geschäft „von der Pike auf“ gelernt habe, hieß es. Der 58-jährige Franzose Saveuse, der vor Jahren vom Konkurrenten Carrefour zur Metro gewechselt war, hat das einstige Konzern-Sorgenkind Real erfolgreich saniert. Haniel danke Saveuse für seinen Verzicht - dieser habe „das Wohl des Gesamtunternehmens in den Mittelpunkt gestellt“ und damit eine Lösung ermöglicht.
Der 41-jährige Betriebswirt Koch ist erst seit September 2009 Metro-Finanzvorstand und verfügt über kaum Erfahrungen im Handel. Vor seiner Zeit bei der Metro hat Koch für Daimler und den Finanzinvestor Permira gearbeitet. Er gilt als Vertrauter von Cordes, ebenfalls Ex-Manager bei Daimler. Im Lager der Anteilseigner wird Koch zugetraut, den Verkauf der Warenhauskette Kaufhof gut über die Bühne bringen zu können.
Risiko für den deutschen Steuerzahler
Der Duisburger Haniel-Konzern kann auf eine Sonderdividende hoffen, wenn der Kaufhof-Verkauf gelingt. Derzeit tobt eine Bieterschlacht. Verhandlungen laufen momentan mit der österreichischen Immobiliengruppe Signa, die von René Benko geführt wird. Parallel verhandelt Metro mit dem Karstadt-Eigentümer Berggruen.
Auch der frühere Chef des Handelskonzerns Karstadt-Quelle, Wolfgang Urban, hat Interesse an einer Kaufhof-Übernahme angemeldet. Seine Bewerbung gilt aber als wenig aussichtsreich.
Hinter Signa steht unter anderem der griechische Milliardär und Reeder Georgios Economou, der 50 Prozent an dem Immobilienunternehmen hält. Beteiligt an Signa ist auch Ex-Porsche-Chef Wendelin Wiedeking. Wenn Kaufhof an den Investorenkreis um Economou geht, steigt nach einem Bericht des „Handelsblatts“ auch das Risiko für den deutschen Steuerzahler. Denn Landesbanken würden einen erheblichen Teil von Economous Investitionen finanzieren.
Berggruen hatte kritisiert, dass Signa im Bieterprozess bevorzugt werde. Ihm hingegen habe die Metro lediglich in einer E-Mail mitgeteilt, dass das Unternehmen zögere, sich mit seinem Angebot überhaupt auseinanderzusetzen. „Da dachte ich erst, das sei ein Witz“, sagte der Milliardär.