Essen. . Für den Baukonzern Hochtief war das dritte Quartal erfolgreich. Trotzdem fielen Hochtief-Papiere deutlich um fast zehn Prozent. Der Grund: Der geplante Verkauf der Flughafensparte könnte in diesem Jahr noch platzen.

Der Essener Baudienstleister Hochtief hat trotz eines erfolgreichen dritten Quartals seinen Ausblick für das Gesamtjahr mit einem Fragezeichen versehen. Aufgrund der weltwirtschaftlichen Lage sei es möglich, dass der geplante Verkauf der Flughafensparte nicht mehr in diesem Jahr erfolgen könne, teilte der im MDAX notierte größte deutsche Baukonzern am Montag mit. Dies würde zu einem Konzernverlust von etwa 100 Millionen Euro führen. Werde der Verkauf doch noch realisiert, werde weiterhin ein Konzerngewinn über Vorjahresniveau erwartet.

Im dritten Quartal betrug der Gewinn den Angaben zufolge 98,7 Millionen Euro nach 54,6 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Damit sei der Turnaround geschafft worden. Nach neun Monaten sei ein Verlust von 57,0 Millionen Euro angefallen. Im Vorjahr hatte der Konzern noch einen Gewinn von 142,7 Millionen Euro verbucht.

Verkauf schon mal geplatzt

Das starke dritte Quartal habe den Verlust aus dem ersten Halbjahr, der vor allem auf die australische Tochter Leighton zurückgehe, nicht ausgleichen können, erklärte Hochtief. Für 2012 erwartet der Konzern einen Gewinn, der deutlich über dem bisherigen Rekordergebnis aus dem Jahr 2010 liegt. Bis zum Mittag verloren Hochtief-Papiere fast zehn Prozent auf 46,15 Euro.

Zum Verkauf der Flughafensparte hieß es, Hochtief stehe weiter in „intensiven Verhandlungen“ und sei zuversichtlich, die Transaktion in „naher Zukunft“ abzuschließen. Dem Vernehmen nach verhandelt Hochtief mit dem französischen Baukonzen Vinci sowie der chinesischen HNA. Zum Verkauf stehen Minderheitsanteile an den Flughäfen in Düsseldorf, Hamburg, Athen, Budapest, Tirana und Sydney.

Der Preis soll bei den Verhandlungen nicht das Problem sein, wie der Vorstandsvorsitzende Frank Stieler in einer Telefonkonferenz erläuterte. „Wir haben bindende Angebote erhalten“, sagte er. Angeblich sollen die Gebote bei etwa 1,5 Milliarden Euro liegen. Härter verhandelt wird dabei offenbar über die Bedingungen, die den Angeboten zugrunde liegen.

Riskante Straßenprojekte in Griechenland

Dass die Transaktion auf den letzten Metern noch abgeblasen wird, glaubt Stieler nicht: „Ich sehe kein Scheitern der Transaktion.“ Ein Verkauf war bereits schon einmal 2009 aufgrund von Marktturbulenzen geplatzt.

Für das vierte Quartal deutet sich zudem ein weiterer Verlust an: Hintergrund ist eine laufende Neubewertung von Risiken für Straßenprojekte in Griechenland und Chile, für die Hochtief möglicherweise weitere Vorsorgemaßnahmen treffen muss. In dem hochverschuldeten Griechenland etwa betreibt Hochtief über ein Konsortium zwei Mautstraßen, deren Erlöse hinter den Erwartungen zurückbleiben, da viele Griechen die Maut nicht zahlen.

2010 setzte Hochtief mit mehr als 70.000 Mitarbeitern 20,2 Milliarden Euro um. Der Gewinn betrug 288 Millionen Euro. Der Konzern ist auf allen wichtigen Märkten der Welt präsent und entwickelt, baut und betreibt Infrastrukturprojekte, Immobilien und Anlagen. Seit Juni dieses Jahres hält der spanische Baukonzern ACS die Mehrheit an Hochtief. (dapd)