Essen. . Die Arbeitnehmer in Deutschland haben weniger Geld im Portemonnaie. Im Durchschnitt können sie pro Monat 93 Euro weniger ausgeben als noch vor zehn Jahren. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW). Wenig tröstlich: Auch künftig wird sich nicht viel an dieser Entwicklung ändern.

Die Arbeitnehmer in Deutschland haben weniger Geld im Portemonnaie. Im Durchschnitt können sie pro Monat 93 Euro weniger ausgeben als noch vor zehn Jahren. Lediglich die obersten zwei Zehntel der Beschäftigten durften sich noch über Lohnsteigerungen freuen, die über dem Anstieg der Lebenshaltungskosten liegen. Bei allen anderen frisst die Inflation die Lohnzuwächse auf. Zu diesem Ergebnis kommt eine am Mittwoch vorgestellte Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW). Wenig tröstlich: Auch künftig wird sich nicht viel an dieser Entwicklung ändern, prognostizieren die DIW-Forscher.

Vor allem Geringverdiener traf die Entwicklung der Reallöhne hart: Wer über ein reales Bruttoeinkommen von gerade einmal 798 Euro im Jahr 2000 verfügte, musste sich zehn Jahre später mit 614 Euro bescheiden. Das sind immerhin 184 Euro weniger als zu Beginn des Jahrzehnts, ein Minus von 23,1 Prozent. Doch auch mittlere Lohngruppen verfügten über wesentlich weniger Geld. Sie mussten Lohnverluste von 20 bis 91 Euro hinnehmen.

Die Gründe:

Doch wo liegen die Gründe für diese Entwicklung? Einer ist das überproportionale Wachstum des Niedriglohnsektors. Das gilt laut DIW-Studie in jedem Fall für die Jahre 2005 bis 2010. Ab dem Jahr 2006 sei dieser Sektor allerdings nicht mehr gewachsen, so die Forscher. Auch auf Veränderungen in der Qualifikationsstruktur der Ar­beit­neh­mer könne die negative Reallohnentwicklung nicht hinreichend erklären. Im Gegenteil: „Hätte es den Strukturwandel, insbesondere die wachsenden Anforderungen an die beruflichen Fähigkeiten der Arbeitnehmer, nicht gegeben, wäre die Lohnentwicklung vermutlich noch etwas schlechter ausgefallen“, heißt es in der DIW-Studie. „Bestimmend war vielmehr, dass es flächendeckend zu keinen Lohnanhebungen kam“, resümieren die Forscher in ihrem Bericht. Im Klartext: Die Arbeitgeber waren knauserig – und die Arbeitnehmer zeigten sich zu zurückhaltend. Und Tarifparteien einigten sich immer öfter auf Einmalzahlungen, als prozentuale Lohnerhöhungen im Tarifvertrag festzuschreiben.

Die Unterschiede:

Egal ob Männer und Frauen, Vollzeitbeschäftigte oder Teilzeit-Jobber, egal ob einfache Arbeiten oder Tätigkeiten, die sogar ein Studium voraussetzen: Alle Arbeitnehmer mussten laut DIW sinkende Reallöhne in Kauf nehmen. Frauen durften sich aber in den vergangenen zehn Jahren über geringere Schwankungen ihrer Reallöhne freuen. Laut DIW liegt das vor allem daran, weil sie in Berufen arbeiten, die weniger konjunkturabhängig sind. Männer, die etwa im Baugewerbe oder aber in der Industrie tätig sind, hätten größere Schwankungen hinnehmen müssen.

Frauen werden dafür auf andere Weise benachteiligt. Lohnunterschiede seien vor allem bei Geringverdienern und in Berufen, die eine akademische Ausbildung voraussetzen, besonders ausgeprägt. Die DIW-Forscher führen das auch auf Unterbrechungen im beruflichen Werdegang zurück – etwa für die Kinderbetreuung. „Große Verluste mussten diejenigen Arbeitnehmer hinnehmen, die etwa wegen Arbeitslosigkeit oder Erziehungsurlaub zwischenzeitlich ohne Beschäftigung waren“, sagt Markus Grabka, der gemeinsam mit seinem DIW-Kollegen Karl Brenke die Studie verfasst hat.

Die Zukunft:

Laut Grabka wird sich an der Reallohn-Entwicklung in Deutschland in Zukunft auch nicht viel ändern. Gründe hierfür sieht der Wissenschaftler vor allem in den deutlich abgekühlten Prognosen zur wirtschaftlichen Entwicklung und der auch durch die Eurokrise beschleunigten Teuerungsrate. „Das schwache Wachstum des Bruttoinlandsprodukts und Inflationsraten von 2,5 bis drei Prozent werden dazu beitragen, dass die Reallöhne sogar noch weiter zurückgehen.“