Essen. . Wenn im Jahr 2018 die letzten Zechen im Ruhrgebiet schließen, soll der heutige Kohlekonzern RAG Öko-Strom erzeugen. Geplant ist unter anderem, auf Halden Windenergie zu erzeugen oder die Wärme von Grubenwasser zur Versorgung von Freibädern oder Wohnungen zu nutzen.

Der Kohlekonzern RAG sucht nach einer Perspektive für die Zeit nach dem Ende des subventionierten Bergbaus. Dabei nehmen die Pläne für eine „Grüne RAG“ zunehmend Form an. Die Idee: Wenn im Jahr 2018 die letzten Steinkohlenzechen im Ruhrgebiet schließen, will der Revierkonzern in den alten Bergwerken Öko-Strom erzeugen. Von einem „Beitrag zur Energiewende“ sprach RAG-Chef Bernd Tönjes beim traditionellen „Steinkohlentag“ in Essen. Die Nutzung erneuerbarer Energien soll „ein neues strategisches Handlungsfeld“ der RAG werden.

Das Herner Unternehmen, das derzeit noch mehr als 20 000 Mitarbeiter beschäftigt, entwickelt bereits mehrere grüne Projekte. Geplant ist unter anderem, auf Halden Windenergie zu erzeugen oder die Wärme von Grubenwasser zur Versorgung von Freibädern oder Wohnungen zu nutzen. Auch Unter-Tage-Kraftwerke sind im Gespräch.

Rechtliche Hürden

„Diese Projekte sind aus energiepolitischer Sicht reizvoll“, sagte NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) am Montag. Sie signalisierte der RAG grundsätzlich die Unterstützung der Landesregierung. Neben finanzstarken Investoren sei allerdings auch die Akzeptanz der Projekte vor Ort wichtig.

Zudem gibt es rechtliche Hürden, schließlich ist die RAG ein subventioniertes Unternehmen. Eine wichtige Rolle könnte in diesem Zusammenhang die RAG-Stiftung spielen, die eigentlich den Auftrag hat, die jahrzehntelangen Folgekosten des Bergbaus zu tragen. SPD-Landtagsfraktionschef Norbert Römer regte bereits an, die Stiftung solle auch die „Potenziale für erneuerbare Energien“ nutzen.

Windkraft auf der Halde

Die RAG befasse sich „bereits seit einiger Zeit mit den unterschiedlichen Möglichkeiten, die Bergbau-Infrastruktur und das Know-how auch zur Gewinnung erneuerbarer Energien einzusetzen“, sagte Konzernchef Tönjes. Ein Beispiel: Zur Gewinnung alternativer Brennstoffe werden derzeit auf dem ehemaligen Zechengelände Hugo 2/5/8 in Gelsenkirchen schnell wachsende Bäume wie Pappeln und Weiden angepflanzt.

Auf der Halde Scholven in Gelsenkirchen gibt es zwei rund 100 Meter hohe Windkraftanlagen, die 10 000 Menschen mit Strom versorgen können. Das Vorhaben soll eine Vorbildfunktion für weitere Windrad-Projekte haben. Der Konzern schwärmt von „küstenähnlichen Windverhältnissen auf den Halden“.

Nach Einschätzung der Konzernstrategen sind viele Bergwerksgebäude auch bestens dafür geeignet, um Solaranlagen zu installieren.

In stillgelegten Zechen will die RAG zudem Pumpspeicher-Kraftwerke errichten. Im Gespräch sind drei Standorte in NRW und zwei im Saarland. So könnte eine Leistung erreicht werden, die zwei mittlere Atomkraftwerke haben.

Turbinen unter Tage

Das Prinzip: Steht viel Strom aus Windenergie zur Verfügung, wird Wasser aus den Tiefen eines Bergwerks in einen Speichersee gepumpt, der an der Oberfläche gelegen ist. Wird dann bei Windstille mehr Strom gebraucht, fließt das Wasser mit Wucht zurück ins Bergwerk. Dort treibt es auf dem Weg in die Tiefe Turbinen an, die Strom erzeugen.