Düsseldorf. Der Energiekonzern Eon spart sich fit für Großinvestitionen im Ausland. Stellenabbau und Einsparungen in Deutschland sollen insgesamt 1,5 Milliarden Euro jährlich „frei setzen“. Die Mittel sollen unter anderem für große Projekte in Brasilien, der Türkei und Indien eingesetzt werden.

Nachdem der Eon-Vorstandsvorsitzende Johannes Teyssen „gigantische Projekte“ und einen Konzernumbau angekündigt hat, konkretisieren sich auch die Sparpläne für Deutschland. Der Energiekonzern spart sich fit für Großinvestitionen im Ausland und will durch Stellenabbau und Einsparungen insgesamt 1,5 Milliarden Euro jährlich „frei setzen“. Das bestätigte der Leiter der Berliner Eon-Repräsentanz, Joachim Lang, am Dienstag.

Eon hatte im August bis zu 11.000 Stellen als gefährdet bezeichnet. Das allein entspräche einer Einsparung von rund 750 Millionen Euro, sagte Lang. Weil auch Arbeitsplätze im Ausland betroffen seien, könne man sagen, dass andere Länder für die deutsche Energiewende mitbezahlten. Insgesamt gibt Eon rund fünf Milliarden Euro pro Jahr für Personal aus. Die Abschaltung der Atommeiler Isar1, Unterweser, Krümmel und Brunsbüttel hatte Eon nach der Atomkatastrophe in Japan hatte Eon bereits im Frühjahr 1,9 Milliarden Euro gekostet.

Eon sieht Gewinnchancen nicht mehr in Europa

Die Mittel sollen unter anderem für große Projekte in Brasilien, der Türkei und Indien eingesetzt werden, sagte Lang. In Deutschland seien dagegen Einsparungen bei gemieteten Liegenschaften in München geplant, und die Dienstwagenflotte werde langsamer erneuert, sagte Lang. „Eon sieht seine Gewinnchance woanders. Nicht in Europa, sondern dort wo die Wirtschaft schneller wächst,“ sagt Branchenexperte Sven Diermeier von der Firma Independent Research in Frankfurt.

Brautschauen mit möglichen Partnern im Ausland laufen bereits. Eon prüft mögliche lokale Partner genau, weil die Strukturen teils intransparent und von einzelnen Familien dominiert seien. Lang schloss jedoch aus, dass Eon in einem der Zielländer keinen Partner finden werde.

Bereits am Montag hatte Eon-Chef Theyssen in einem Medienbericht erklärt, Eon erwäge den Verkauf seines 12.000 Kilometer langen Gastransportnetzes. Die EU-Kommission habe die Eigentümerrechte drastisch reduziert, sagte Teyssen in einem Interview mit der „Financial Times Deutschland“. Daraus ergebe sich ein Mangel an Entwicklungsmöglichkeiten für das Netz der Tochter Ruhrgas. „Wenn ich das Management nicht mehr bestellen und über Investitionen nicht mehr entscheiden darf, wie viel Unternehmertum bleibt da noch?“, sagte Teyssen. Experten taxieren laut Zeitung den Wert des Netzes auf zwei Milliarden Euro. (dapd)